Ideologie – manipulierte Weltanschauung

Der Begriff „Ideologie“ bedeutet wörtlich: „die Lehre von der Erscheinung, vom Urbild“. Heute versteht man darunter „Leitbild“. Aber welchen Leitbildern kann der Mensch überhaupt vertrauen? Gottesbilder sind zu Götzengestalten geworden, die oft sinnentleert verherrlicht werden. Machthabende Weltherrscher, Fußballstars, Film- und TV-Quotenlieferanten u.v.m. werden oftmals unreflektiert ideologisiert. Die geistig-kulturelle Kompetenz des Menschen wird missbraucht.

Roland R. Ropers, Kultur- & Sprachphilosoph

Das tägliche Bombardement von Tausenden von Bild-Impulsen, hinzukommen die immer schneller werdenden Bildsequenzen in Film und Fernsehen. Ein Kriegsschauplatz eines Bilder-Hagelgewitters, wo die Schönheit dieser Welt immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Wir brauchen eine Bilder-Hygiene, damit der Mensch nicht zum Opfer von kaum noch zu verarbeitenden  Eindrücken wird.

Wie kommen Menschen zu Überzeugungen, von denen sie sich auch mit guten Argumenten nicht mehr abbringen lassen? Wie gelangt jemand zur Vorstellung, dass gut 20% der Einwohner in Deutschland Muslime sind? In Wirklichkeit handelt es sich um 4,5%. In Deutschland leben mehr Hindus (100.000) als Juden (90.000) – weniger als 0,2%. Der Deutsche Fußballverband (DFB) hat 7 Millionen Mitglieder – der Tabellenstand der Bundesliga wird ständig als wichtige Nachricht kommuniziert.

Der Literatur-Nobelpreisträger Elias Canetti hat in seinem berühmten Buch „Masse und Macht“ (600 Seiten, 32. Auflage) das Leben der Menschen beschrieben, das eigenartigen Gesetzen folgt, dem oft zwanghaften Mechanismus von Befehl und Gehorsam, was bis zur blinden Unterwerfung einer Diktatur führen kann. 

Die führenden Medien unseres Landes bestimmen den Mainstream der Gedanken unserer Bevölkerung, werden durch den Kommunikations-Irrsinn von Facebook u.v.m. hilfreich unterstützt. 

Die meisten Menschen dürsten nach Liebe und Anerkennung. FB demonstriert dieses Prinzip sehr schön: Je öfter man bei anderen den „Gefällt mir“-Button drückt, desto mehr „Gefällt mir“-Klicks bekommt man selbst. Doch wir lieben unsere Freiheit und hassen Abhängigkeiten. Deshalb mögen wir gerade die Menschen oft am wenigsten, von deren Wohlwollen wir abhängig sind. Das ist fatal. Wenn wir von Facebook lernen, die Aussage „Gefällt mir“, also etwas Nettes, auch im Offline-Leben zum Standard zu machen, kommen wir alle besser miteinander zurecht. Und bekommen öfter, was wir wollen.

GOOGLE will eine neue Kommunikationswelt schaffen. Die Menschheit zu beglücken, schreiben sich normalerweise nur Fantasten, Sekten und manche Regierungen auf die Fahnen. Welchem Unternehmen nimmt man das schon ab, Produkte aus Edelmut zu entwickeln? Alle Erfahrungen raten zur Vorsicht, zur Skepsis. GOOGLE geht es sicherlich nicht um die Eroberung der Welt, aber darum, die Zukunft zu formen. Die Macht der Algorithmen verdrängt den Reichtum von Wissen & Weisheit. Das Gehirn ist eine Fälscherwerkstatt. Wie bekannte optische Täuschungen, so lässt auch die Meinung anderer uns eine Wirklichkeit wahrnehmen, die gar nicht existiert. Wenn alle über Burkas reden, sehen wir Burkas. Im Jahr 2016 handelten 54% aller Talksendungen von ARD und ZDF nur von Flüchtlingen, Islam, Terrorismus und Rechtspopulismus. 

Donald Trump beherrscht inzwischen wie kaum ein Zweiter auf der Erde das Interesse der Medien. Dieser US-Amerikaner wurde zum Präsidenten gewählt, obwohl er persönlich und mit seinen Firmen in nicht weniger als 3.500 Gerichtsverfahren verstrickt war. In Großbritannien steht das Mysterium im Raum, warum sich die Bevölkerung letztlich gegen die eigenen Interessen für den Brexit entschied. Immer häufiger werden Fakten durch gefühlte Wahrheiten ersetzt, die als Grundlage weitreichender Entscheidungen und sogar von Gesetzen herhalten müssen. Kultur macht das Leben offenbar kompliziert. Nur weil unsere Gehirne wie Schwämme aufsaugen, was unsere Mitmenschen behaupten, konnten überhaupt Kulturen entstehen. 

Anders als die USA ist der Iran eine uralte Kulturnation und kann auf eine mehr als 6.000-jährige Geschichte zurückblicken. Der heutige Iran, das ehemalige Persien, hat in den letzten 200 Jahren keinen Krieg gegen einen seiner Nachbarn geführt und dennoch gilt das Land im Westen als Aggressor und Terrorpate Nr. 1 des Orients oder, um den amerikanischen Westerndarsteller und späteren US-Präsidenten Ronald Reagan zu zitieren, als Teil der „Achse des Bösen“.

Wie passt diese öffentliche Darstellung zur tatsächlichen Geschichte des Landes? Gar nicht, aber das ist der Sinn von ideologischer Manipulation, die sich nicht um Fakten schert, sondern auf die permanente Wiederholung von Unterstellungen und die Verschleierung eigener Verbrechen setzt.

Nicht der Iran sollte am Pranger stehen, sondern die USA und Großbritannien. 1953 gelang es ihnen mit der „Operation Ajax“, den demokratisch gewählten Präsidenten Mohammad Mossadegh aus dem Amt zu putschen und durch den Schah von Persien zu ersetzen. Mossadegh hat es zuvor gewagt, das persische Erdöl zu verstaatlichen, was dem von Großbritannien geführten internationalen Ölkonzern Anglo-Iranian Oil Company, heute BP, nicht passte. Mi6, CIA und Mossad halfen dem Schah von Persien über Jahre dabei, mittels Geheimpolizei Savak, Tausende von Persern zu foltern, zu ermorden oder verschwinden zu lassen, wenn diese Demokratie und Menschenrechte forderten. Im Jahre 1979 kam es im Iran dann zur Revolte gegen die US-Marionette auf dem Pfauenthron und das geistige Oberhaupt Ajatollah Chomeini übernahm die Macht. So stürzte das Land von einem Extrem ins andere. Die zuvor westliche Bevormundung musste einer erzkonservativen Auslegung des Koran weichen. Der Iran wurde zur islamischen Republik. Seither haben männliche Geistliche in allen Bereichen des Iran das letzte Wort. Auch in Europa gab es diese Zeiten, als Staat und Kirche noch nicht getrennt agierten und die Bibel als universelles Gesetz galt. Der Iran muss sich 2018 erneut gegen schwere Vorwürfe behaupten. Vor allem die Atommacht Israel wünscht sich einen Regime-Wechsel in Teheran und fordert Donald Trump permanent auf, sich militärisch zu engagieren. Warum? Teheran hat sich seit der Revolution 1979 zu einem lokalen Player entwickelt. Das Land mischt aktuell in Syrien mit, hat massiven Einfluss im Irak und pflegt engste Kontakte zu Russland und China. All das passt den USA und seinen Verbündeten nicht und so blenden sie den Dominostein, der das Chaos im Orient einläutete, am liebsten aus. Der Putsch 1953. Der Iran wehrt sich zu Recht gegen die Arroganz imperialer US-Politik.

Evolution fragt nicht nach Wahrheit; es geht stets um Überlebenschancen. Der Weg zum Erfolg lag für unsere fernen Vorfahren offenbar darin, sich die richtigen Vorbilder zu suchen. Männer in Stammesgesellschaften gewinnen an Einfluss, je mehr Jagdtrophäen sie zur Schau stellen können. Franz Beckenbauer nahm man ab, als Werbebotschafter etwas von Autos, Benzin, Mobilfunkverträgen und sogar russischem Gas zu verstehen. Wer zweimal den Fußballweltmeistertitel geholt hat, kann nicht irren. 

Ist es erstaunlich, dass ein Mann wie Donald Trump, der ein Jahrzehnt lang in einer eigenen Reality-TV-Show öffentlich seinen Erfolg als Firmenboss zelebrierte, Millionen Amerikanern als glaubwürdig erscheint? Offenbar hat ein starker Mann mit seinen Lügen Erfolg und macht ihn glaubhaft.

Unsere Gesellschaft lebt von der Annahme, dass Lügen kurze Beine haben, weil sich Lügner selbst diskreditieren. Die Wirklichkeit ist längst eine andere: Je absurder eine Behauptung, umso mehr nützt sie dem, der sie verkündet. Denn Irrsinn ist unterhaltsam, schafft Aufmerksamkeit und bestärkt die eigenen Anhänger in ihrer Wahrnehmung einer illusionären Wirklichkeit.

Bilder: @depositphotos

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