Von Willy Wimmer
Die Woche, in der wir uns befinden, hat es in sich. Wir sehen in aller Klarheit, das das Gerede von den „Schlafwandlern, die in den Krieg taumeln“ nichts anderes ist als leeres Gerede. Die getroffenen Entscheidungen waren vor dem Überschreiten der russischen Westgrenze durch russische Truppen am 24. Februar 2022 sehr bewusst auf den entscheidenden Seiten getroffen. Wer spricht heute noch von dem Aufmarsch auf beiden Seiten in fast gleicher Stärke? Wer zitiert noch die Stellungnahmen der OSZE über die Steigerung der Artillerie-Angriffe auf den seit 2014 geschundenen Donbass mit seither zehntausenden Toten? Wer erinnert sich an den Winterbrief der Präsidenten Putin und Xi zu der Frage, wie sich die Welt weiterentwickeln solle oder an den Moskau-Besuch von Frau Nuland im Oktober 2021 mit dem Angebot auf bedingungslose Kapitulation Russlands gegenüber den Vereinigten Staaten? Gerade wir Deutschen wissen um die damit verbundene Dimension. Es soll niemand sagen, dass er das Verhängnis nicht habe kommen sehen.
Mit der Kriegskonferenz in München am Karnevals-Wochenende wurde diese Woche eingeläutet, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat. Die Welt steht seit München vor der Wahl, ob sie nach dem Blutbad in der Ukraine den Schritt zur Beendigung des Schlachtens gehen will und kann oder ob das Blutbad noch nicht die zu diesem Schritt nötige Dimension erreicht hat. Der heutige Besuch des amerikanischen Präsidenten Joe Biden gibt noch keine Antwort auf diese Frage. Es ist im übrigen die einzig zulässige Frage für die Menschheit. Der Verhandlungsaufruf von Sahra Wagenknecht macht das deutlich. Über den Text des Aufrufes mag und kann man streiten. Die Überlegung, die wiederum Menschen in großer Zahl vereint, ist das Bekenntnis zu Verhandlungen und letztlich zum Frieden. Wenige Tage nach dem russischen Einmarsch war es beinahe soweit. Diejenigen, die diesen Schritt verhindert haben, gehen nicht als „Schlafwandler“ sondern als „Triebtäter“ in die Geschichte ein.
Der heutige Besuch von Präsident Biden lässt einen „schalen“ Beigeschmack zurück. Nach der Ankündigung des chinesischen Delegationsleiters in München über eine chinesische Verhandlungs-und Friedensinitiative noch in dieser Woche scheinen alle westlichen Bemühungen darauf gerichtet zu sein, China und seine Überlegungen in Misskredit zu bringen. Man will im Westen, nach den Äußerungen von Frau Vizepräsidentin Harris über den „globalen Krieg“, in dem man sich befinde, nichts von Frieden und Verhandlungen hören. So war es auch, als die spanische Armada gen England aufbrach und die Welt vor der Teilung stand. Man muss den Eindruck haben, dass unsere künftige Welt sich nur noch im „Lager Washington“ dann abspielt, wenn es im Sinne von Frau Baerbock nicht gelingen sollte, Russland dauerhaft zu schwächen und auf die Knie zu zwingen.
Der Besuch von Präsident Biden in Kiew hätte Theodor Fontane nicht zu dem Gedicht über die Sturmfahrt nach Buffalo angeregt.
Morgen spricht Präsident Putin zur Nation und der Welt. Am kommenden 24. Februar wird die Welt atemlos die Medien verfolgen, um Präsident Xi zu vernehmen und sich selbst ein Urteil bilden. Es könnte die Stunde Chinas werden und die deutsche Antwort von Frau Wagenknecht am 25. Februar 2023 vor dem Brandenburger Tor in Berlin für die Menschen gegeben werden.
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