Widersprüchliche Stimmen aus den USA zum "Tag der Freiheit" in Berlin

Von Wolfgang Effenberger

Die New York Times schrieb auf Twitter:
„Dies war der Schauplatz in Berlin, wo schätzungsweise 17.000 Menschen sich den sozialdistanzierenden und maskierenden Forderungen widersetzten, um sich einem Protest anzuschließen, der von Neonazi-Gruppen, Verschwörungstheoretikern und anderen unterstützt wurde, die sagten, sie hätten die Beschränkungen satt.“(1)
Dieser Text ist weitgehend identisch mit den offiziellen Verlautbarungen aus Berlin.
Eine völlig andere Sichtweise auf die Vorgänge hat der US-amerikanische Arzt und Politiker Ronald Ernest „Ron“ Paul. Er ist Mitglied der Libertarian Party und war zwischen 1976 und 2013 als Republikaner Abgeordneter im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten und kandidierte 1988, 2008 und 2012 bei den US-Präsidentschaftswahlen.
In seinem Institut "For Peace and Prosperity" erschien am 3. August sein Artikel:
"Die Europäer erwachen aus staatlicher Covid-Tyrannei"(2)
„Zehntausende Deutsche marschierten am Samstag durch Berlin, proklamierten einen "Tag der Freiheit" und forderten ein Ende der von der Regierung verordneten Gesichtsmasken und der "sozialen Distanzierung". Auch in Großbritannien und den Niederlanden gab es große Proteste gegen die tyrannischen Aktionen ihrer Regierungen als Reaktion auf den Ausbruch des Coronavirus.“ Dann zählte Paul Inhalte einiger Demo-Plakate auf, wie "Wir werden gezwungen, einen Maulkorb zu tragen", "Natürliche Immunität statt Impfung" und "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns unsere Freiheit klaut!"

Dann ging Ron Paul auf die Twitterbotschaft der New York Times ein, „dass die Massen der Berliner Demonstranten alle "Nazis" und "Verschwörungstheoretiker" seien „ und fragt: „Will uns das "paper of record" wirklich glauben machen, dass vielleicht eine Million Nazis in den Straßen Berlins aktiv waren? Wäre das nicht alarmierend?“ Weiter verweist Paul auf die
Tatsache, „dass die Europäer erkennen, dass ihre von der Regierung verordneten Abriegelungen wenig oder gar nichts zum Schutz vor dem Virus beigetragen haben, während sie gleichzeitig eine wirtschaftliche Katastrophe und unsägliches menschliches Leid verursacht haben.“
„Während die Europäer aufwachen“, so Ron Paul, „schlafen die Amerikaner leider immer noch, während unsere Freiheiten weiterhin mit Füßen getreten werden. Während die Europäer ein Ende der Gewaltherrschaft der Regierungen fordern, sehen wir hier Staaten mit winzigen neuen Todesopfern, die zur Abriegelung zurückkehren. Es ist, als ob all die Möchtegern-Tyrannen, vom Bürgermeister bis zum Gouverneur, endlich ihre geheimen Träume vom Regieren per Dekret verwirklichen. Ihre Träume sind unsere Albträume!...
Es ist ja nicht so, dass sich die "Experten" überhaupt mit der Behandlung der Virusinfektion befassen. Ärzte, die von ihrer eigenen erfolgreichen Erfahrung berichten, Covid-Patienten zum Beispiel mit Hydroxychloroquin zu behandeln, werden lächerlich gemacht, zensiert und sogar aus ihrem Job entlassen. Die Eile, "America's Frontline Doctors" letzte Woche zum Schweigen zu bringen und ihr Video in der Gedächtnislücke verschwinden zu lassen, sollte jeden, der noch an die Redefreiheit glaubt, erschrecken.
Nein, sie sagen, wir müssen so lange eingesperrt und maskiert bleiben, bis wir einen Impfstoff haben. Die US-Regierung wirft Milliarden in einen Impfstoff, der weniger als 60 Prozent wirksam sein könnte, um ein Virus zu verhindern, das eine Überlebensrate von etwa 99,8 Prozent hat.“
Ron Paul fragt, was das für eine Mathematik sei? Und ergänzt diese Frage:
„Wie viele werden durch den Impfstoff möglicherweise mehr geschädigt als geholfen? Wir werden es wahrscheinlich nie wissen, weil die US-Regierung gerade Big Pharma Immunität gegen Haftungsansprüche gewährt hat, wenn der Impfstoff schädliche Nebenwirkungen hat.
Sie verengen immer wieder die Grenzen, um uns in Angst und Isolation zu versetzen. Zuerst waren es Leichenzählungen und dann "Fälle". Die Zahlen sind so wild durcheinander geraten, dass man kaum noch einer Berichterstattung trauen kann. Die Menschen werden wütend. Sie sind verwirrt. Sie sind mit einer wirtschaftlichen Depression von historischem Ausmaß konfrontiert. Aber das Schlimmste von allem ist, dass sie zusehen müssen, wie die Leviathan-Regierung jedes letzte bisschen Freiheit an sich reißt.“

Ron Paul endet seinen Artikel mit einem dreifachen "Hoch auf die Europäer!" und der Hoffnung, dass Amerika bald wieder aufwacht!
Der Vor- und Querdenker Ron Paul, politisches Urgestein und Gegner der Falken im US-Kongress, ist mit seiner makellosen Biografie über jeden Verdacht als "Verschwörungstheoretiker" erhaben. Sein Sohn Rand Paul, ebenfalls Arzt und Politiker, setzt die politische Arbeit seines Vaters als Senator von Kentucky weiter fort.
Die Abschiedsrede von Ron Paul am 14. November 2012 ist eine Abrechnung mit der imperialen Nachkriegspolitik der USA, die mit ihren Kriegen an die 20 Millionen Tote zu verantworten hat, und ein nachhallender Friedensappell.
Hier ein Auszug:
„Was wäre das für eine wunderbare Welt, wenn jeder die einfache moralische Prämisse akzeptieren würde, alle Akte der Aggression abzulehnen.  Die Erwiderung auf einen solchen Vorschlag lautet immer: Es ist zu einfach, zu idealistisch, unpraktisch, naiv, utopisch, gefährlich und unrealistisch, ein solches Ideal anzustreben.
Die Antwort darauf ist, dass Jahrtausende lang die Akzeptanz von Regierungsgewalt, das Volk zu beherrschen, unter dem Opfer der Freiheit, als moralisch und als die einzig verfügbare Option zur Erreichung von Frieden und Wohlstand angesehen wurde.
Was könnte utopischer sein als dieser Mythos - wenn man sich die Ergebnisse ansieht, vor allem wenn man sich die staatlich geförderten Morde ansieht, die im 20. Jahrhundert von fast jeder Regierung mit geschätzten Hunderten von Millionen durchgeführt wurden.  Es ist an der Zeit, diese Übertragung von Autorität auf den Staat zu überdenken.“(3)


Der letzte Satz ist aktueller denn je!

Anmerkungen
1) twitter.com/nytimes/status/1289629736201838595

2) ronpaulinstitute.org/archives/featured-articles/2020/august/03/europeans-are-waking-up-to-government-covid-tyranny-why-are-we-still-asleep/

3) Ron Paul: Farewell Address to the U.S. Congress delivered 14 November 2012 unter www.americanrhetoric.com/speeches/ronpaulfarewelltocongress.htm

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