Wenn vor Bali die rote Sonne im Meer versinkt. Global High Noon

Von Willy Wimmer

Das G20 Treffen auf Bali und die vorherigen Gipfeltreffen in Europa haben die Kampflage deutlich gemacht. Jedenfalls wegen des Krieges in der Ukraine, wenn man die wesentlichen Ergebnisse betrachtet. Bali war sichtbar davon bestimmt, eine in der Sache geteilte Welt demonstriert zu erhalten. Auf der einen Seite souveräne Staaten, deren Messlatte die Charta der Vereinten Nationen ist. Dagegen stehen die Vereinigten Staaten mit ihren Verbündeten, das US-Lager. In Anbetracht der tatsächlichen Machtverhältnisse ist es gerade zwingend für die USA, ihren Block nur einmütig vorzuführen. Etwas anderes würde bedeuten, den ohnehin umstrittenen globalen Rang der USA weiter zu schmälern. Diese Ausgangslage bedeutet innerhalb des US-Lagers, die Einflussmöglichkeiten der einzelnen Verbündeten nicht nur zu mindern, sondern gegen Null zu fahren. Nicht nur, weil anders die zwingend für den globalen Anspruch der USA erforderliche Geschlossenheit nicht erzielt werden kann. Daneben bestimmt das die komfortable Lage der USA, die Zügel innerhalb des US-Lagers nach Gusto anzuziehen, je nach Interessenlage jedweder Art. Die Beschaffungsorgien in Sachen F -35, gegen jede Interessenlage der europäischen Luftfahrtindustrie oder die Endlos-Abhängigkeit neuerdings von US-Energiequellen sind Musterbeispiele. In dem Maße, wie die globalen Antagonismen und Rivalitäten zunehmen, wird sich für die Verbündeten der USA die Lage bis zur Aufgabe letzter Reste zentraler Eigenständigkeit verschärfen.

Die USA scheinen ihrerseits angetreten zu sein, ihr Lager zu erweitern, weil anders das Lager und die USA selbst nicht mehr auf Dauer existenfähig sein werden. Der Krieg gegen Rußland, der auf dem Boden der Ukraine ausgetragen wird, macht diese Zwangslage deutlich. Gerade dieser Krieg und die Auswirkungen der Sanktionspolitik machen die zentrale Bedeutung Russlands für die globale Energie- und Rohstoffversorgung deutlich. Das Ringen um den Steuerungseinfluss über dieses Potential kann nicht durch die schleichende Ausplünderung der Verbündeten kompensiert werden. Entweder, man erhält den Zugriff oder steht in einer Welt, wie sie sich jetzt zeigt, in einer anderen Position da. Übrigens mit Verbündeten, die wie Metallspäne zu den neuen Magneten sich bewegen werden. Großbritannien scheint mit seiner Politik des „Global Britain“ und seiner Förderung des Ukraine-Krieges, gemeinsam mit Polen und dem Baltikum, diese Entwicklung vorwegzunehmen.Die jüngste Entwicklung in Sachen Königsberg und die von Litauen betriebene Eskalation macht das ebenso deutlich, wie die dramatische Ankündigung für den 15. Juli auf Sondersitzung von Duma und Föderationsrat in Moskau.

Im Kontext des Ukraine-Krieges sind die BRICS-Staaten zum Sinnbild der neuen Herausforderung für die USA geworden. Rußland, China, Indien, Südafrika und Brasilien sind mit einem Schlag auf der Weltbühne angekommen. Iran und Saudi-Arabien stehen dabei vor der Türe von BRICS. Dagegen stehen die USA mit ihrem Lager in Europa, Japan, Australien und-merkwürdigerweise-ebenfalls Indien in seiner Kooperation mit USA, Japan und Australien gegen China. Die Arena im Globalmassstab ist damit freigegeben.

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