Schilda an der Ilm – mein Sudelbuch im August 2021

Von Helmut Roewer

2. August 2021

Lese, dass der deutsche Rad-Trainer von der Olympiade hat abreisen müssen, weil er „Fang den Kameltreiber“ gerufen habe. Recht so, politisch korrekt wäre vermutlich „Schnapp dir den Kartoffelstecher“ gewesen.

Olympiade (2): Eine Umbenennung in gesichtslose Trauerspiele wäre angemessen. So kommt mit Verspätung die griechische Tragödie wieder zu Ehren.

3. August 2021

Wenn man ein wenig in Deutschland kreuz und quer reist, kann man sein blaues Maskenwunder erleben. Zum Beispiel auf dem Autobahnklo südlich von Münster, wo sich eine Männerschlange gebildet hat. Der Grund: Alle Pissbecken sind mit Müllsäcken verhüllt, bis auf eines. Der Verpackungs-Künstler Christo hätte seine helle Freude gehabt.

Maskenwunder (2): In Leipzig ganz unmaskiert in einem Lidl Mineralwasser gekauft. Personal auffällig freundlich. Liegt das am nackten Gesicht?

Maskenwunder (3): In Bad Belzig unbeanstandet unter der Dusche ohne Maske, jedoch den maskenlosen Gang ins benachbarte Klo benörgelt bekommen. Frage entnervt, ob ich ins Schwimmbecken pinkeln soll. Ernte strafende Blicke und kurz drauf eine heftige Augenentzündung. Das wird wohl die Desinfektions-Mutante sein.

Maskenwunder (4): In Neuruppin liegt in der Karl-Marx-Straße die Theodor-Fontane-Buchhandlung. Samstags um eins – alle anderen Läden sind bereits geschlossen – unter Maske einen Fontane-Kopf erstanden. Letzterer ist unmaskiert. Nehme ihn in die nicht-desinfizierten Hände, weil diese noch vom vorausgegangenen Eintritt ins städtische Museum brennen.

Maskenwunder (5): Im Preußenmuseum in Wustrau beschlägt mir andauernd die Lesebrille. Trotz guter Bildlegenden – die Abdankungsurkunde von W. II wird als Kujau-Exemplar bezeichnet – gebe ich nach einer Stunde entnervt auf. In zugehörigen Laden gibt es nur politisch Korrektes (C.H. Beck-Verlag und so). Meine Hoffnung auf ein bisschen Preußenkitsch wird bös enttäuscht – kein Friedrich, nicht einmal eine Gips-Luise fürs Raritätenkabinett.

5. August 2021

Aus der Zeit gefallen: Sehe mit eigenen Augen, dass in den Tokioter Sportstätten die Jahreszahl 2020 prangt. Spätere Betrachter werden behaupten, das olympische Spektakel habe in jenem Jahr stattgefunden.

Aus der Zeit (2): Die vier jungen Damen, die spektakulär das Radfahren gewannen, singen unter der Maske die Nationalhymne mit. Für einen winzigen Moment sieht man ihre Gesichter: Glück macht schön.

Aus der Zeit (3): Stelle mir vor, die Olympiade hätte in Schweden stattgefunden. Keine Masken, kein Inzidenzgeschwätz, keine Übersterblichkeitslügen.

Aus der Zeit (4): Keine Zuschauer in natura in der Tokioter Realität. Das ist der Vorgriff auf den Sieg der digitalisierten Gesellschaft. In der nächsten Stufe werden auch die realen Athleten verschwunden sein.

6. August 2021

Totalitäres: München erwägt, die Erich-Kästner-Straße umzubenennen. Kästner? Das war doch dieser hier: „Mein Freund Robert und ich fuhren vor einigen Monaten nach Bamberg, um den Reiter anzusehen. Den Bamberger Reiter. – Elfriede, eine junge Kunsthistorikerin, hatte Robert mitgeteilt, dass sie nur einen Mann heiraten werde, der den Bamberger Reiter kenne. Ich hatte meinem Freunde daraufhin einen ausgezeichneten Rat gegeben. Hätte er ihn beherzigt, wären wir billiger davongekommen. Aber er war dagegen gewesen. Vor der Hochzeit dürfe man seine Frau nicht schlagen. Eine veraltete Ansicht, wie man zugeben wird. Doch er bestand darauf. Und schließlich war es seine Braut, nicht meine. So fuhren wir nach Bamberg. – Ich möchte an dieser Stelle vorausschicken, dass sich die Kunsthistorikerin Elfriede während unserer Abwesenheit mit einem Zahnarzt verlobte. Der kannte den Bamberger Reiter übrigens auch nicht. Statt dessen verabfolgte er ihr eine Maulschelle... Darauf war ihm Elfriede um den Hals gefallen. So sind die Frauen.“ (Drei Männer im Schnee, Das zweite Vorwort).

Totalitäres (2): Kästner wird vorgeworfen, während des Dritten Reichs (das Schreibverbot zählt nicht – die Nazis wussten schließlich, was schlecht für sie war) nicht körperlich zu Schaden gekommen zu sein. Für die Münchner Denunzianten habe ich mir die Mühe gemacht, ein wenig Kästner zu lesen. Siehe oben. Also wenn das nicht fortgeschrittener Rassismus-Leninismus oder so ist, was denn dann?

Totalitäres (3): Bei Stalin mussten die Bildfälscher noch Schere, Leim und Pinsel benutzen. Da sind wir heute weiter: Digitalisierung und Diktatur gehen Hand in Hand. Die Grünen retuschieren Wahlkampfbilder so, dass die Männer weggefotoshopped werden.

7. August 2021

Was haben der gewalttätige Polizeieinsatz in Berlin am vergangenen Wochenende und das GEZ-Urteil des Bundesverfassungsgerichts gemeinsam? Die hier handelnden Personen ignorieren vorsätzlich die ihnen vom geltenden Recht auferlegten Schranken. Sie tun dies, weil sie wissen, für ihre Rechtsbrüche nicht persönlich zur Verantwortung gezogen zu werden.

Ignoranten (2): Die Phalanx der Wohlmeinenden spricht weiterhin davon, dass man sich Sorgen um den Rechtsstaat mache – ganz so, als existiere dieser noch.

Ignoranten (3): Die Sorgenmacher ahnen nicht (oder wollen es nicht wissen), dass sie längst ins Visier der amtlichen Staatsfeindbekämpfer geraten sind. Sie gehören nach dortiger Lesart zu den Legitimitäts-Infragestellern.

Ignoranten (4): Die angeblichen Leugner der staatlichen Legitimität stellen nicht diese in Frage, sondern die Rechtmäßigkeit der Handlungen von Staatsorganen. Hierfür gibt es in den vergangenen fünf, sechs Jahren ungezählt viele Beispiele.

Ignoranten (5): Ich bezweifle, dass die amtlichen Staatsfeindbekämpfer den Unterschied zwischen Legalität (Rechtmäßigkeit) und Legitimität (Berechtigung zur Herrschaft) kennen.

8. August 2021

Mehr Demokratie wagen: Der Werbeslogan von Willy Brandt hat sich dem halbgebildeten Michel so tief eingeprägt, dass er glaubt, man könne diesen Merksatz auch auf Mensch und Tier übertragen. Das führt zu Fehlvorstellungen über das Abrichten von Hund und Pferd. Da Gutmensch in aller Regel nicht zu Pferd sein Ziel erreicht, sieht er sich berechtigt, moralisch hoch zu Ross, eine Olympiareiterin zu verdammen, die ihr Pferd, wenn auch vergeblich, über das Hindernis zu zwingen versucht.

Hoch zu Ross (2): Den Namen einer Medaillenhoffnung hätte ich mir mit Sicherheit nicht gemerkt – ich hätte ihn nicht einmal zur Kenntnis genommen –, jetzt kenne ich ihn: Annika Schleu. Sie ist blond, weiß und eine Fünfkämpferin im Weltformat. Und ihr wurde ein erprobt ungeeignetes Pferd untergewuchtet. Kein deutscher vollgefressener Sportfunktionär hat protestiert. Mainstream plustert sich stattdessen auf, dass sie das Pferd auf Kurs zwingen wollte, und behauptet, die junge Frau könne nicht richtig reiten.

Hoch zu Ross (3): Das Vorgehen, das sich Gutmensch gegenüber Andersdenkenden, großspurig Folgen erheischend, leistet, ähnelt verblüffend dem, was ihm am Verhalten von anderen so grässlich missfällt. Es ist Erregung im Schutze der Meute.

Fake macht Spaß: Eine bisher unerprobte Quelle meldet, dass die Linke, um ein Zeichen zu setzen, ihren früheren Vorsitzenden in Wilhelm Pieks hat umbenennen lassen. Das Bild zeigt ihn (noch als Wilhelm Pieck) im Januar 1919 in Berlin, wo er auf offener Straße ein Hoch auf Rätedeutschland ausbringt. Nicht im Bild: Kurz zuvor stand er auf dem Flur des Berliner Hotels, in dem die Gardekavallerie-Schützendivision ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Es war der Moment, als die Genossen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht aus ihren Verstecken herausgeholt worden waren und als Gefangene dort eingeliefert wurden, um nach kurzer Identifizierung ihrer Ermordung entgegenzugehen. Lange Zeit habe ich mich gefragt, wer sie wohl verpfiffen und sodann identifiziert haben mochte.

Fake (2): Aus derselben Quelle stammt, dass Buhrow, Kleber & Co von der Rundfunkgebühr befreit wurden.

9. August 2021

Über den Daumen: 15 Millionen deutscher Bürger schaffen durch ihre Arbeit das Einkommen, aus dem die Fütterungskosten der übrigen 68 Millionen Einwohner entnommen werden. Zieht man von den Alimentierten die Zahl von 15 Millionen ab, die aus Altergründen noch nicht wählen dürfen, so zeigt sich das Missverhältnis innerhalb der Wählerschaft bei allgemeinen und gleichen Wahl in aller Schönheit, nämlich 15 : 53, oder: 1 : 3,5. Mit andern Worten: Die Arbeitenden haben nichts zu bestimmen, und die Alimentierten haben keinen Anlass, dies zu ändern.

Daumen (2): Durch Absenken den Wahlalters lässt sich das Missverhältnis zuungunsten der Arbeitenden mit einem Federstrich auf  1 : 4 verändern.

Daumen (3): Da die Arbeitenden durch ihr Wahlverhalten nichts ändern können, braucht die Politik auf sie keine Rücksicht zu nehmen. Von Bedeutung sind vielmehr nur zwei voreinander unterscheidbare Regelungsbereiche: (a) der Brot-und-Spiele-Komplex für die Masse und (b) der Perpetuum-mobile-Komplex für die Selbstbediener. Alle derzeitigen politischen Maßnahmen lassen sich diesen beiden Komplexen mühelos zuordnen.

10. August 2021

Kanzlermathematik: „Nachdem im Frühjahr die Infektionszahlen gesunken sind und sich im Sommer auf niedrigem Niveau befunden haben, steigen sie seit einigen Wochen wieder an.“ Hier nun die Übersetzung ins Klardeutsche für alle die sich im Jahreszeitenkalender noch vage auskennen: Nachdem der Sommer vor einigen Wochen begonnen hat, ist er gleichzeitig beendet worden. Aus diesem Grunde war es möglich, dass niedriges Infektions-Niveau und Anstieg gleichzeitig stattfinden konnten.

Kanzlermathematik (2): Wer schwachsinnige Grundbehauptungen akzeptiert, sollte sich über blödsinnige Schlussfolgerungen nicht wundern.

Kanzlermathematik (3): Wer mir das Erdenken von Absurditäten unterstellt, hat die Beschlussvorlage aus dem Kanzleramt von heute Nacht nicht gelesen, mit welcher die heutige Bundländer-Video-Schaltkonferenz eröffnet wird, deren Ziel es ist, die verfassungswidrige Notstandsgesetzgebung über den 15. September hinaus zu verlängern.

11. August 2021

Wir müssen ihre Auflagen nicht akzeptieren, ihre Lockdowns und die ganze schädliche Politik der ganzen kleinen Tyrannen und Bürokraten. Wir können einfach sagen: Nein! Nicht schon wieder (der Arzt und US-Senator Rand Paul).

Eine Frau wird in Deutschland wegen Körperverletzung angeklagt, weil sie trotz Positiv-Test ein Krankenhaus betreten hat, um einen Angehörigen zu besuchen. Wer wurde verletzt? Niemand.

12. August 2021

Na, also: Youtube sperrt den Arzt und US-Senator Rand Paul wg. seiner Ansichten zur Covid-19-Politik. Welcher Zensor lässt sich schon gern als kleiner Tyrann bezeichnen.

Im US-Staat Oregon (Pazifikküste) wird fürderhin für das Studium nicht mehr der Nachweis benötigt, dass der künftige Student lesen, schreiben und rechnen kann. Das ist dieselbe Weltgegend, wo vor anderthalb Jahren der gewalttätige Pöbel in der Stadt Portland die Macht übernahm – eine Hochburg der sog. Demokraten.

In D nichts Neues.

In Dresden vor einigen Tagen Ein spanisches Testament von Arthur Koestler gekauft. Nach Lektüre im einschlägigen Regal einsortiert, dabei festgestellt, dass dort bereits ein Exemplar stand, dass ich im März 1994 las. Damals war ich noch penibel genug, solche Daten im Buch zu vermerken. Erstaunlich bei der jetzigen Lektüre, dass sie keine Erinnerung weckte. Weiß demzufolge nicht, ob ich vor Jahren schon den Verdacht hatte, dass er unmöglich diesen Text während der Haft verfasst haben konnte. Machte mir einen Spaß daraus, die beiden von den Verlagen verfassten Lebensläufe zu vergleichen:

Hübsch auch: Im älteren Text (Fischer-Verlag) begeht Koestler wie in Wirklichkeit Selbstmord. Heutzutage wird das nicht für erwähnenswert gehalten.

13. August 2021

Während andere selbstbeweihräuchernd des Mauerbaus gedenken (frage mich im übrigen, was es da zu gedenken gibt – über die Toten lasse ich mit mir reden –), entdecke ich, das es in D einen Ort 76831 Impflingen gibt. Äächt.

Mauerbau (2): Das Problem Berlin wäre lösbar, natürlich nur rein theoretisch. Früher sprach man von der Insellage (West)-Berlins und es gab das Kabarett Die Insulaner. Jetzt gibt es einen Regierenden Müller.

In D nichts Neues.

Nichts Neues, sondern nur ein Nachtrag. Frage: Wie geht’s den Impflingen? Wer sind diese, die Schlange-stehenden oder die Abgefertigten? Fragen über Fragen.

US-Boss Sleepy Joe hat festgestellt, dass es in seinen USA 350 Mio. Geimpfte gibt. Das sieht nach sozialistischer Planübererfüllung aus, denn das Land hat bestenfalls 330 Mio. Einwohner (Zahl ist nicht genau bekannt).

Wenn einer sich um 20 Mio. Einwohner verschätzt, in einem 330 Mio.-Land, das er zu führen vorgibt, nennt man das Demenz oder statistisches Rauschen?

Offenbar durch Bidens Aktivitäten angestachelt, wollen Robert Kochs Nachfolger eine Meinungsumfrage abhalten, wie viele Geimpfte es in D gibt. Ich dachte, die würden gezählt. Offenbar ein Irrtum. Bleibt die Frage: Wenn ich als Befragter nun der Meinung bin, dass ich geimpft wurde, obwohl das gar nicht stimmt, bin ich dann geimpft oder nicht?

14. August 2021

Habe eine Petition unterschrieben. Kein gutes Gefühl dabei. Nicht wg. des Inhalts, sondern weil ich mich als Bürger nicht freiwillig selbst zum Bittsteller degradieren mag. Ich weiß zudem, dass die Petition völlig zwecklos ist. Die Reaktionen meiner Leser waren ungewohnt bitter. Die Zersetzung der Denkenden schreitet munter voran.

Zersetzung (2): Vernehmer: Sie wollen also das demokratische System abschaffen! – Beschuldigter: (schweigt). – Vernehmer: Nun gut, Sie haben am 13. August eine Petition unterschrieben, in der Sie die Demokratie in Abrede stellen. – Beschuldigter: Den Corona-Wahnsinn. – Vernehmer: Na also, warum nicht gleich so.

Unpolitisches: Wer den Hopfen nicht von der Gerste unterscheiden kann, sollte sich beim Bierbrauen Zurückhaltung auferlegen.

Unpolitisches (2): Wenn ein Narr den Narren predigt, wird Narretei zum Evangelium.

Unpolitisches (3): Man kann Beliebiges darauf wetten, dass deutsche Professoren im Falle von 1 und 2 das Gegenteil beweisen können.

Unpolitisches (4): Folgt-der-Wissenschaft ist die Beschwörungsformel, die vor dem Veitstanz der Klima- und Corona-Besoffenen lauthals aufgesagt wird.

Unpolitisches (5): Bei der Suche nach meinen diversen Impfausweisen – es geht nicht um Corona – finde ich stattdessen in meiner Kuriositätensammlung von Fahndungsunterlagen einen Internationalen Führerschein. Auf dem steht wortwörtlich: Angaben über den Führer. Man kann nur sagen: Da wurde den Anfängen nicht gewehrt.
 

15. August 2021

Politisch korrekter Sonntag: Vormittags vegetarischer Waldspaziergang (= kein Tier gesehen). Schuhe total durchweicht. Das ist die Strafe dafür, dass ich immer noch spanische Sommerschuhe aus Leder trage. Nachmittags zum fair gehandelten Kaffee Milch aus Bayern mit der Aufschrift „klimaneutral“. Na also, geht doch. Abends zum Gin (wieder aus Spanien, obwohl bekannte englische Marke) Tonic von Schweppes (sprich: Sssschweppss). Die Flasche versichert, dass der Inhalt vegan sei. Das Postulat erzeugt Trunkenheit mit gutem Gewissen.

Korrektes Trinken (2): Ich könnte auch einen fröhlich Weißwein aus Portugal trinken. Aber, wenn ich an all die mitverarbeiteten ungeimpften Rebläuse denke...

Korrektes Trinken (3): Das wichtigste – vor allem im Kollektiv – ist die Leichenbittermine, denn Frohsinn kann angesichts der Welt-Uhrzeit (fünf nach zwölf) nicht mehr geduldet werden.

Korrektes Trinken (4): Nur noch nach Impfung und mit Maske. Letztere dämpft das Lallen.

16. August 2021

Das vor Tagen mit Markus Gärtner geführte Interview zur Corona-Diktatur ist online. Mal sehen, wie lange es dort bleibt. www.youtube.com/watch.

Angeblich sind wir – wer immer das sein mag – überrascht worden von der Schnelligkeit der Machtübernahme der sog. Taliban. Lese hierzu die tollsten Ansichten, nur ein Thema wird kaum behandelt: Dass es nämlich einen Nationalstaat Afghanistan nur in den Hirnen von West-Weltlern gibt, der seine fiktive Existenz dem Zusammenprall der Kolonialmächte Großbritannien und Russland in jener Ecke der Welt vor rund 150 Jahren verdankt. Die Realität der fünf, sechs Bergvölker, die einander spinnefeind sind, wurde seither souverän ignoriert. Sie werden nach dem Abzug fremder Besatzer erneut für Blutbäder der Sorte Auge-um-Auge Zahn-um-Zahn führen. Das ist sicher. Sicher ist auch, dass Gutmensch weiterhin Steuermillionen dort verschwenden wird, um sein Irresein zu bemänteln.

17. August 2021

Gezeitenwechsel: Früher hatte ich Sorge, mir könnten die Themen ausgehen, heute denke ich, es könnte die Zeit nicht reichen.

Ein langer Tag ist einer, an dem ich abends feststelle, nichts geschafft zu haben. An guten Tagen verfliegt die Zeit im Nu.

Der Unterschied zwischen Gegner und Feind ist Jahrzehnte lang in Abrede gestellt worden. Selbst Feinden wurde der Status des Gegners zugebilligt, ganz so als könne man mit ihnen etwas Vernünftiges aushandeln. Wo Stich- und Schusswaffen regieren, sind die Verhältnisse wieder klargestellt.

Feindbild (2): Wenn ich jemanden als Feind bezeichne, zuckt Gutmensch entrüstet zusammen und beeilt sich nach Überwindung der Schrecksekunde, Hilfstruppen anzufordern, die mich fertigmachen sollen.

18. August 2021

Monatelang wurde der Staat Israel gelobt, weil er die Impfung der Bevölkerung konsequent durchzog. Biontec/Pfizer lieferten den Stoff der Wahl. Jetzt bestimmen die hohen Infektionszahlen dortzulande die Schlagzeilen. Der große Menschenversuch zeigt also die ersten schlichten Ergebnisse. Diese lauten: Die Impfung schützt vor Ansteckung nicht. Sie bewirkt nicht einmal, dass die Infektionszahlen niedriger bleiben als anderswo – ganz im Gegenteil.

Menschenversuch (2): Eine Massenimpfung mit einem nicht erprobten Stoff ähnelt deswegen nicht dem Russisch Roulette, weil bei diesem bestenfalls Einzelpersonen tot umfallen, die es wegen offensichtlicher Todessehnsucht kaum besser verdienen.

Menschenversuch (3): Der Wissenschaftler am MIT, der aktuell die verheerenden Ergebnisse des israelischen Impf-Haurucks untersucht hat und jetzt einschließlich der alarmierenden Impffolgeschäden öffentlich macht, heißt Refzet Levi. Das ist deswegen nicht ganz unwichtig, da man ihm den Antisemitismus als Motiv kaum wird unterstellen können.

Menschenversuch (4): Warum ausgerechnet Israel? Die Antwort, mein Freund, kennt nicht einmal der Wind.

F-Wort: Die Gazetten berichten im Ton der Empörung, dass in Sachsen rätselhafte Schriften gesichtet worden seien. Da hätten Unbekannte das Wort Freiheit mit Hilfe einer Schablone auf die Straßen und Plakatwände gepinselt. Gottlob ermittelt der Staatsschutz.

F-Wort (2): Die Sache ist nicht ganz neu. In den 1950er Jahren gab es die F-Kampagne in West-Berlin, als Unbekannte drei F und das Wort Freiheit in den Abteilen der S-Bahnwagen anbrachten, die notgedrungen durch den Westteil der Stadt fahren mussten. Das frisch installierte MfS ermittelte.

F-Wort (3): Wer hätte das gedacht? Der Ruf nach Freiheit stempelt den Rufer zum Verfassungsfeind. So kehrt das frühe 19. Jahrhundert zurück. Die einschlägigen Staatsfeinde hießen nur ein bisschen anders, man nannte sie Demagogen (Turnvater Jahn und Konsorten, preußischer Ermittlungsrichter war ein gewisser E.T.A. Hoffmann).

F-Wort (4): Statt des F könnte man auch das Doppel-G wählen, denn das ist die gängige Abkürzung für das Grundgesetz.

19. August 2021

Deutsche Fallschirmjäger und Kommandosoldaten sollen Menschrechtsaktivisten aus Afghanistan rausholen. Zwiefaches Verwundern: (1) Dachte bis gestern, alle deutschen Kampftruppen seien wg. Naziverdachts aufgelöst worden. (2) Hatte noch vorgestern im Ohr, dass die deutschen NGO’ler mit den Taliban auf Augenhöhe verhandeln wollten. Jetzt haben sie offenbar Schiss.

Deutsche Soldaten mit Kampfauftrag? Wehe, wenn da ein Schuss fällt. Auffällig auch, dass von Soldatinnen nicht die Rede war. Schwangeren-gerechte Sturmgewehre schießen vermutlich nicht geradeaus genug.

Die Befehlshaberin backt derweil Flammkuchen. Das kann man nur loben, denn in dieser Zeit kann sie nichts versemmeln. Die Führerin macht derweil einen auf Mutter der Kompanie. Das wird die Soldaten vom AfD-Wählen kaum abhalten.

Über 160.000 US-Amerikaner sind nach Auskunft des Weißen Hauses noch in Afghanistan. Soviel Menschenrechte waren nie. Oder was wollten die dort?

Das Pentagon teilt mit, dass man die US-Bürger nicht mit dem Flugzeug abholen könne. Flucht-Drohnen scheint es noch nicht zu geben.

20. August 2021

Das neue Zauberwort an der Impffront heißt Booster (sprich: Buhster). Damit wird den zweimal Geimpften klar gemacht, dass das, was man ihnen bislang verpasst hat, nicht so unbedingt schützt, jedenfalls nicht gegen das Virus Sars-CoV-2 in seinen verschiedenen Varianten. Jetzt kriegen die Impflinge ab September eine Zusatzdröhnung, die es ultimativ bringen soll – den Booster. Das klingt ein bisschen nach Porsche Turbo. Witzig auch, dass im Amerikanischen eine der Bedeutungen des Wortes Booster Preistreiberei ist.

21. August 2021

Dass es sich bei Corona nicht um Volksgesundheit, sondern um eine Religion geht, wird einem bewusst, wenn man sich das Verbreitungsgebiet ansieht. Dieses ist identisch mit den Regionen des ehemaligen Christentums. Ebenso wie dieses soll es universell gelten, also eine weltweite Herrschaft ausüben. Tut es aber nicht. Auch die Accessoires wurden übernommen: Es gibt eine allgegenwärtige Priesterkaste, gewaltige Geldmengen werden bewegt (diesmal allerdings nicht gen Rom), Bußen auferlegt und ein ewiges Leben versprochen. Lediglich die Zahl der Kamele hat sich dort, wo sie, biologisch gesehen, nichts zu suchen haben, drastisch vermehrt. Aber die Funktion ist dieselbe geblieben: Früher führte man sie zur Krippe, jetzt auch. Und schließlich: Ungehemmt arbeitet die Inquisition. Was noch fehlt, ist ein Fall von Wiederauferstehung.

Schnell noch etwas Weltliches: Morgens um halbsechs ist es am Schreibtisch so kühl, dass ich einen Pullover überziehe. Seit Tagen ist es in Mitteldeutschland herbstlich, nach dem Kalender Hochsommer. Dass es sich hierbei um die Folgen der Erderwärmung handelt, ist das Dogma einer anderen Religion.

Religiöses (3): „die Militäroperation ‚Enduring Freedom‘ in Afghanistan ist vorbei. Die Taliban haben wieder das Sagen. Und was ist jetzt mit den Menschenrechten?“ fragt mich am frühen Morgen Sibylle von der Evangelischen Akademie. Die richtige Antwort, aber nicht für Sibylle, wäre: Nichts, denn soeben erst wurde im Praxistest nachgewiesen, dass die universell geltenden Menschenrechte ein Hirngespinst sind, das außerhalb des Kern-Glaubensgebiets von Europa und Nordamerika lediglich als koloniale Einflusswaffe verwendet worden ist, um nachzuweisen, dass es keinen Kolonialismus mehr gibt. Der Nachweis ist soeben – wieder einmal – misslungen.

Religiöses (4): Von Zeit zu Zeit seh‘ ich den Alten gern. Das ist fürwahr eine teuflische Schmeichelei. Andererseits: Wer würde das nicht gern mal gesagt bekommen.

22. August 2021

Nun gilt es unter Politik-Experten als ausgemacht, dass seit der Unabhängigkeitserklärung alles Wesentliche aus den USA stammt. So der Grundsatz, der als Basis die Grundlage aller Fundamente bildet. Einfacher ausgedrückt: für Geld kann man alles haben. Das gilt auch für die sog. Cancel Culture, also das Totmachen von Gegenstimmen. Bei Cancel Rent lässt heutzutage derjenige arbeiten, der sich nicht gern die Finger schmutzig macht. Eine amerikanische Erfindung? Nein. Ich denke mal, die Urheberrechte liegen bei Reinhard Mey. Die etwas Älteren unter den schon länger hier Lebenden werden sich an dessen Ballade vom sozialen Aufstieg des Fleischermeisters Fred Kasulzke erinnern.

Der Experte ist einer, der zu Wort kommt, wo nachvollziehbare Erklärungen nicht möglich sind. Sind sie indessen möglich, bedarf es mehrerer Experten, damit die Wahrheit nicht so ungeschminkt ans Tageslicht kommt.

Mein Lieblingsexperte ist der Terrorismus-Experte. Er erklärt nach der Bluttat, warum die so kommen musste. Die richtige Frage an ihn wäre: Warum haben Sie das vorher nicht gesagt?

Im Moment befindet sich der Taliban-Experte auf der Überholspur. Wenn in seinen Ausführungen von Islamistinnen die Rede ist, so reizt das, ihm zuzurufen: Kuck dem Taliban mal unter den Kittel. Wenn du anschließend den Kopf noch heben kannst, dann weißt du Bescheid.

Man erinnert sich: Vor einiger Zeit wurde unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt. Das wurde jetzt abgeblasen, um das verräterische Wort Freiheit aus der Debatte zu verbannen. Ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Wie sagen doch die Labermäuler seit Jahren? „Wir müssen die Menschen abholen.“ Wie wahr, wie wahr.

23. August 2021

Die Ortskräfte der nationalen Zerstörung haben ein neues Kuscheltier entdeckt, den Afghanen. Deswegen demonstrierte die Seebrücke gestern für dieselbe nach in dem Hindukusch.

Für normale Menschen lautet die Lehre aus dem Hindukusch-Desaster: Wir hatten dort nichts verloren. Es ist nur eine winzige Denkleistung notwendig, um zu folgern: Die Leutchen von dort haben bei uns nichts verloren.

Exklusiv fürs fortschrittliche Kinderzimmer: der Hindukuschel.

Eine totsichere Methode, den Protest gegen das Regierungshandeln zu beenden, wäre die Besteuerung des Einsichtsvermögens.

24. August 2021

Universitäre Reinigungskräfte ringen um die Krone des Wahnsinns. Im Moment liegt das Vereinigte Königreich vorn, wo soeben ausgerechnet an der Universität zu Canterbury der Dichter Geoffrey Chaucer (ca. 1340-1400) aus den Kanon englischer Literatur entfernt wird. Seine Canterbury Tales sind nicht die Urstücke englischer Sprache und Dichtkunst, sondern der Beleg dafür, dass der Mann ein Vergewaltiger, Rassist und Antisemit gewesen sei.

Cancel (2): Germanisten aufgepasst. Das dürfen wir nicht auf uns sitzen lassen. Vom Nibelungenlied kennt man leider den Autor nicht. Er wäre es allemal wert, bei Worms im Rhein versenkt zu werden. Aber was ist mit Walter von der Vogelweide, was mit Wolfram von Eschenbach?

Cancel (3): Im Nibelungenlied kommt, soweit ich weiß, kein einziger – na, Sie wissen schon – vor, dafür, wenn ich dem Regietheater glauben darf, jede Menge Nazis. Diese zu entsorgen, wäre die Sache wert.

25. August 2021

Die Grünen haben eine perfekte Selbstdarstellung ins Netz gestellt. Öde Spießer grillen vor ihrem Einfamilienhaus auf dem politisch korrekten Gasgrill politisch korrekte Ekel-Bratlinge.

Öko-Spießer (2): Die singen auch noch zu allem Überfluss: „Ein schöner Land in dieser Zeit | Es regt sich Aufbruch weit und breit.“ Man soll ja nicht ständig meckern, aber ich hätte passend gefunden: „Heute roden wir den Westerwald | Und machen dort die Vögel kalt.“
 

26. August 2021

Während die Grünenspießer sich am deutschen Liedgut laben, teilt der Chef von Pfizer, Albert Bourla, mit, er halte es für wahrscheinlich, dass es eine Virus-Variante geben werde, die den Infektions-Schutz, den sein Impfstoff biete, aushebeln werde. Wie sagt das treffliche Sprichwort? Der kluge Mann baut vor.

Ansagen zum Impfstoff (2): Mit Muße betrachte ich das Gesicht dieses Coronagewinners.

Ansagen (3): Der Bundestag trifft sich, um die Verlängerung des Notstandes zu beschließen. Wurde höchste Zeit, schließlich sind deutschlandweit 800 Leute ernsthaft an Corona erkrankt – für die Zahl übernehme ich keine Garantie. Es gilt der Grundsatz: Zahlen sind Schall und Rauch.

Gleichzeitig erfahren wir aus dem Munde der Gesalbten, dass wir alles richtig gemacht haben. Deswegen müssen wir jetzt ein bisschen zusammenrücken, damit die, die mit uns zusammen alles richtig gemacht haben, ein Plätzchen an Rhein, Main und Spree finden.

Alles richtig (2): Die diversen Zentralräte schweigen vor lauter Zustimmung. Ist eigentlich irgendwie angenehm, dieses Schweigen.

Alles richtig (3): Bernd Zeller schickt mir seinen Kommentar:

28. August 2021

Das sind ja wieder tolle Nachrichten aus den USA: Die Arzneimittel-Zulassungsbehörde genehmigt den Stoff von Pfizer (Corminatiy). Gleichzeitig wird mitgeteilt, dass das selbe Gebräu, das von der europäischen Behörde vorläufig zugelassen wurde, weiter verbraucht werden darf. Das ist nicht ohne Reiz, denn nur der (endgültig) zugelassene Stoff unterliegt der dortigen Produkthaftung, der andere tut es nicht. Der Unterschied wird so begründet: Niemand muss sich mit einem Versuchsprodukt impfen lassen.

Versuchskaninchen (2): Ob der Impfling (schönes Wort) mit dem einen oder dem anderen Stoff geimpft wird, kann er theoretisch erkennen, wenn er sich die Pulle zeigen lässt. Wäre ich der Impfstoff-Hersteller, würde ich entdecken, dass ich noch unbegrenzt viele Etiketten für den Versuchsimpfstoff von Biontec/Pfizer besitze, die nur darauf warten, aufgeklebt zu werden.

Versuchskaninchen (3): Die Zwangsimpfung mit Versuchsmedikamenten ist in den USA und anderswo verboten. Die Gleichstellung des Versuchsimpfstoffes mit der Endzulassung hebelt dieses Verbot de facto aus.

Versuchskaninchen (4): Man kann die Uhr danach stellen, dass sich unsere Gesundheits-Experten darauf berufen werden, der Stoff habe in den USA die End-Zulassung. Lauterbach übernehmen Sie.

Versuchskaninchen (5): Passend wäre jetzt eine weitere Impfkampagne der Bundesregierung unter dem Motto „Das Sterben der anderen“.

In Ramstein sind mittlerweile Zehntausende von Afghanen, von der US Air Force entsorgt.

Mit der Waffe in der Hand: Das sieht man in D nicht oft, dass ein deutscher General mit dem schussbereiten Sturmgewehr zu den Reportern im Inland spricht. So gestern Brigadegeneral Jens Arlt, der die übers Knie gebrochene Afghanistan-Aktion der Bundeswehr kommandierte, von der er zurück ist.

Bewaffnet (2): Wo bleibt da die Gutmensch-Presse mit ihren Friedlichkeits-Empörungsritualen? Denn der Mann sieht nicht so aus, als wäre er gerade auf einer Ich-bringe-die-niedlichen-Mädchen-zur-Schule-Mission gewesen. Der hat noch andere Bilder vor Augen. Er trägt das Gewehr so, dass er sofort damit schießen kann.

Bewaffnet (3): Der Auftritt von Arlt ist ein demonstrativer Akt eigener Art (seine ordnungsgemäße Waffe sei eine Pistole, so sagte mir gerade ein Con-General). Für mich stellt der Auftritt klar, wer hier der Waffenträger der Nation ist. Eine Begrüßung durch diejenigen, die den sinnwidrigen Einsatz befohlen haben, ist offensichtlich entbehrlich. Dennoch ist die Dame mit dem verwirrenden Namen erschienen. Vermutlich war sie mit dem Flammkuchenbacken fertig.
 

29. August 2021

Vor drei Tagen auf Zuruf ein Buch von Helga Schubert gekauft (Globus-Intelligenz-Abteilung). Zum Glück war kein Aufpapper als Spiegel-Bestseller drauf. Hätte es sonst nicht getan. Heute den Tag über gelesen. Ich bin fasziniert von der Erzählkunst.

Schubert (2): Andere, weit ältere Bücher in der häuslichen Bibliothek entdeckt. Offensichtlich nicht von mir erworben. Eines mit einer Widmung aus den 1980er Jahren. Vieles gelesen und die Portraits der Autorin in den verschiedenen Bänden aus den Jahrzehnten betrachtet. Das wache Gesicht.

Schubert (3): So ist ein ganzer Sonntag ins Land gegangen. Mit Lesen und Gesprächen. Abends zum Ausgleich Film mit Peter Sellers.

30. August 2021

Schubert-Nachklang vom Vortag: Nachts Kontrollblick in die Luther-Bibel. Du sollst Vater und Mutter ehren. Die 80jährige Schubert hatte ihr Leben lang angenommen, da stünde: Du sollst Vater und Mutter lieben, bis eine junge Pastorin sie korrigierte. Offenbar fiel ihr danach ein Stein vom Herzen.

Schubert (2): Ihr jüngstes Buch, das sind wieder diese kurzen Geschichten. In einigen die Mutter im Mittelpunkt einer dramatischen Mutter-Tochter-Beziehung. Doch das wäre, wenn es nur das wäre, nicht viel. Es sind die Beobachtungs- und die Erzählkunst, die sprachlos machen.

Bibel (2): Aber auch das: Im Luther-Text im Anschluss an die 10 Gebote einfach weitergelesen. Sozusagen die Nebenbestimmungen des Rechts. Davon hörte ich während meiner Schulzeit nie.

Bibel (3): Arbeits- und Sachenrecht, archaisch: Gibt der Herr dem Knecht ein Weib und lässt er den Knecht im siebten Jahre frei, fällt das Weib an den Herrn zurück. Gefällt es dem nicht, gibt er’s an seinen Sohn weiter. Stelle mir vor, dass das den einen oder anderen Vater-Sohn-Konflikt auslöste, denn, wenn diesem das Weib auch nicht gefiel, hatte er womöglich einen Ladenhüter am Bein.

Bibel (4): Abschweifung der Gedanken in jene Gegenden, in denen man das Alte Testament noch heutzutage für geltendes Recht hält, selbst wenn die Überzeugten sich Christenmenschen nennen. Wenn man das weiß, reduziert sich das Verwundern. Nebenbei bemerkt: Die Unterschiede zum Koran sind bestenfalls geschmacklicher Art.

31. August 2021

An das Nachbartischchen des Lieblingscafés in Rom setzt sich ein Mann, der eine bauchige Papiertüte neben sich abstellt. Er entnimmt der Tüte einen kleinen Stapel Bücher, offensichtlich neue Bücher, deren Umschläge er genüsslich streichelt. Dann wägt er die Bücher in der Hand ab, wählt eines aus und liest sich fest. Die winzige Tasse bleibt unberührt. – Befriedigt stelle ich fest, dass es auch anderswo Leute gibt, die das Erlebnis des neuen Buches kennen. Unbedingte Requisiten sind eine gut bestückte Buchhandlung und ein Café in der Nähe. Ich kannte mal so einen Ort in Berlin-Dahlem. Dafür machte ich auch unbequeme Umwege. – Als der Hermes-Bote mit einem Bücherkarton kommt, den er in den Hausflur wirft, fällt mir plötzlich das Römische Café ein. Verrückt, aber wahr.

Und nun zum Wetter: Der August endet, wie er begonnen hat, dicht bewölkt und kalt. So eine Art Hochsommerwetter am Rande eines deutschen Mittelgebirges. Nachts am Schreibtisch dicke Socken angezogen.

Beim nächtlichen Lesen einige Zahlen bemerkt: Die Grippe-Saison 2020/21 betraf 854 Infizierte. Es wird nicht einmal ein vager Versuch unternommen, das de-facto-Verschwinden der Grippe zu erklären.

Zahlen (2): Es sind seit März 2020 rund 92.200 Leute an oder mit Corona in D gestorben. Diese Zählweise „an oder mit“ des amtlichen Gesundheitswalters Lothar W. ist so blödsinnig, dass einen das Fremdschämen überkommt.

Zahlen (3): Nun haben deutsche Mediziner und Statistiker die hierzu vorgelegten Quellen nachvollzogen und kommen zu dem Ergebnis, dass die eigentlich interessante Zahl, also an Corona verstorben, bestenfalls 20 % ausmache. Dann sind wir bei 18.440 Corona-Toten.

Zahlen (4): Die US-Gesundheitsbehörde hat offenbar dieselbe Arbeit nunmehr erledigt. Sie sagt, das rund 5 % der gemeldeten Toten an Corona gestorben seien. Auf D übertragen, bedeutet das 4.610 Corona-Tote.

Zahlen (5): Die Grippesaison 2017/18 galt als schwer. In ihr wurden rund 25.000 Grippetote gezählt. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Die Kaste ohne Maske: Das ist klar, man ist unter sich. Es ist eine Lage nationaler und so weiter, und von Tragweite ist sie auch. Kann mir das gestelzte Gefasel nicht mehr merken.

Ohne Maske (2): Bei der Dame in Violett sehe ich – ohne danach gesucht zu haben – nicht mal einen Slip. Kann man verstehen, denn Covid-19 überträgt man mehr oben und nicht unten.

Bilder: Depositphotos ©Helmut Roewer

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