Politisches Telegramm. Hat Erdogan den Bogen überspannt?

Von Dr. Norbert van Handel

Die Politik des Sultans am Bosporus zeichnet sich durch mehrere Konstanten aus: Zum Unterschied vom liberalen Gründungsvater der modernen Türkei, Mustafa Kemal Pascha, Atatürk, islamisiert Erdogan konsequent sein Land. Die Muslim-Brüderschaft, die in Ägypten verfolgt wird,  ist ein veritables Instrument dafür.
Erdogan wird zunehmend mehr zum Diktator, der die Gerichte unter seinen Einfluss stellt, die freie Presse verbietet und politische Gegner inhaftieren lässt. 
Das Abziehen der Amerikaner aus Syrien hat eine Lücke aufgemacht, in die Erdogan, gegen jedes Völkerrecht und ohne Kriegserklärung, einmarschiert ist.  Sein Hauptziel ist die Bekämpfung der Kurden, die er, ähnlich wie Saddam Hussein, grausam verfolgen lässt. Entweder sollen sie das Land verlassen oder es soll ihnen jede politische Mitsprachemöglichkeit genommen werden. Die neuerliche Flüchtlingskrise in Idlib hat Erdogan selbst durch seinen Einmarsch in Syrien provoziert, wobei jedoch die Flüchtlinge, die derzeit zwischen der Türkei und Griechenland sind, nicht jene sind, die Erdogan in Syrien vertreibt.  
Jede Maßnahme ist dem Türken recht, um zu versuchen die EU zu erpressen. Ob diese sich erpressen lässt, ist fraglich, jedoch leider wahrscheinlich.
Im Grunde genommen müsste man Erdogan jede Unterstützung entziehen und gleichzeitig die wackelnde Kandidatenstellung der Türkei für einen Beitritt zur EU endgültig beenden.
Beides wird kaum geschehen, da die katastrophale Politik von Frau Merkel in Deutschland ein Heer von Gutmenschen geschaffen hat, das von der Kirche, über die Grünen bis zur Linken innenpolitisch immer stärker wird, weshalb man einen, wie immer schlechten, Kompromiss finden wird.
Es gibt derzeit in Deutschland keinen Politiker, der Klartext redet.
Lediglich der österreichische Bundeskanzler Kurz sagt konsequent das, was zu sagen ist, wobei er damit die urfreiheitliche Politik der FPÖ, die er aus der Regierung gedrängt hat, umsetzt.
Natürlich fragt man sich als Christ, ob es richtig ist Flüchtlinge nicht hereinzulassen? Und die Frage wird niemals mit hundert Prozent ja oder nein beantwortet werden können.
Klar ist aber, wenn jetzt weitere Flüchtlinge hereinkommen, öffnet man noch mehr Schleusen, die nicht geschlossen werden können.
Man muss betrübt sein, wenn man große, schwarze Kinderaugen sieht, man muss aber gleichzeitig wissen, dass das ohnedies krisengeschüttelte Europa seine kulturelle und zum Teil noch christliche Identität konsequent verlieren würde, wenn man noch mehr islamische Immigranten hereinlässt.
Es geht dabei nicht darum, jede Art von Islam - und es gibt deren viele - grundsätzlich zu verdammen, sondern vor allem gewaltbereite, junge Männer, die bürgerkriegsähnlich in Europa agieren, zu verhindern.
Nachdem die EU nicht in der Lage ist die vielversprochene europäische Verteidigung umzusetzen, müssen die einzelnen Länder, hier insbesondere Griechenland und die Balkanländer, möglicherweise aber auch Italien oder Spanien, unterstützt werden, um selbst national die unerwünschte Flut von Immigranten aus Mittelost, Afghanistan und allen möglichen anderen Ländern zu stoppen.
Man erinnert sich vielleicht noch, dass der seinerzeitige österreichische Innenminister Herbert Kickl zurecht forderte, Neuverhandlungen hinsichtlich der Menschenrechtskonvention aufzunehmen, mit dem Ziel, dass Flüchtlinge in bewachten Camps untergebracht, mit Nahrung, Kleidung und Heizung versorgt werden, jedoch das Lager nicht verlassen dürfen, um unkontrolliert in die einzelnen Länder einzusickern.
Die Kosten wären gerechtfertigt, da die im Campus lebenden Migranten, wenn sie nicht mittel- oder langfristig in die gelobten Länder aufgenommen werden, dazu tendieren würden, möglichst rasch wieder nach Hause zu kommen. Besonders dann, wenn in den Heimatländern eine einigermaßen politische Stabilität gewährleistet ist, wie dies zum Beispiel derzeit in Afghanistan der Fall ist. Wenn wir die Frage, ob Erdogan den Bogen überspannt hat, weiter verfolgen, sollte man drei Dinge beachten:

-Erdogans Beziehungen zu Donald Trump sind erheblich belastet, nachdem hochsensibles militärisches Gerät nicht in Amerika, sondern in Russland gekauft wurde.

-Erdogans Beziehungen zur NATO, dessen östlichstes Mitglied die Türkei ist, sind ebenfalls belastet. Ankara versucht NATO Hilfe für den ungerechtfertigten Angriff in Syrien in Anspruch zu nehmen, was natürlich abgelehnt werden muss.

Auch die Beziehungen zu Putin sind seit dem Einmarsch in Syrien nicht die besten, da sich notwendigerweise militärische Konfrontationen zwischen Syrien (Russland) und der Türkei ergeben.
Putin dürfte es aber gelungen sein Erdogan in die Schranken zu weisen, indem man einen Waffenstillstand, der bis jetzt einigermaßen hält, vereinbarte und einen konfliktfreien Korridor geschaffen hat. Alles in allem muss man zur Kenntnis nehmen, dass Erdogan ein immer gefährlicherer und unberechenbarer Herrscher am Bosporus ist, den man rechtzeitig und voraussehend politisch isolieren muss. Alles andere würde Europa noch mehr belasten, als die zahlreichen Vorhaben seitens der EU und deren Mitgliedsländer, die seit 2015 nie realisiert werden konnten.

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