Die Skripal-Affäre belastete die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Russland weiter und ereignete sich zu einer Zeit, als Russland in Syrien intervenierte und beiden Konfliktparteien in diesem Krieg der Einsatz von Ch

Nowitschok, Skripal und North-Stream 2 - Beweise, Indizien, Wahrheit

Nowitschok, Skripal und North-Stream 2 - Beweise, Indizien, Wahrheit

Von Rudolf Guljaew

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Am 4. März 2018 wurden Sergei Skripal und seine 33-jährige Tochter Julija, die am Vortag aus Russland eingetroffen war, in einem Park in der südenglischen Kleinstadt Salisbury auf einer Parkbank bewusstlos aufgefunden. Es stellte sich rasch heraus, dass ihr Zustand durch eine Vergiftung mit einem Nervenkampfstoff hervorgerufen worden war. Julija Skripal erholte sich nach wochenlanger Behandlung im Krankenhaus von der Vergiftung. Über Sergej Skripals Schicksal ist seither nichts bekannt. Der Polizeibeamte Nick Bailey, der als erster zu Hilfe geeilt war, zog sich ebenfalls eine Vergiftung zu, und musste in der Folge ebenfalls über einen längeren Zeitraum im Krankenhaus behandelt werden. Die britischen Behörden gaben im Weiteren die genaue Bezeichnung des Giftstoffs nicht bekannt, sondern verlautbarten lediglich, dass es sich um einen Nervenkampfstoff hohen Reinheitsgrades aus der Nowitschok-Reihe gehandelt habe. So viel ist allgemein bekannt.

Am 30. Juni 2018 ereignete sich im 10 km nördlich von Salisbury gelegenen Amesbury, ein Folgevorfall, als Dawn Sturgess und ihr Lebenspartner Charlie Rowley in ihrem Haus mit einer Nervengift-Vergiftung angetroffen wurden. Am Vortag waren sie in Salisbury gewesen. Der Giftstoff wurde in der Wohnung des Paares in einem Parfumfläschchen aufgefunden, das Rowley bereits am 27. Juni  im Mülleimer eines Wohltätigkeitsgeschäfts gefunden hatte. Auch hier war ein Nervengift der Nowitschok-Reihe die Ursache gewesen. Am 8. Juli starb Dawn Sturgess.

Natürlich kam sofort der Verdacht auf, Sergej Skripal sei einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Die Regierung des Vereinigten Königreichs wirft der russischen Regierung und namentlich Staatspräsident W.W. Putin seither vor, Agenten des militärischen Geheimdiensts GRU nach England entsandt zu haben, mit dem Auftrag, den ehemaligen Agenten Sergej Skripal mit einem Giftstoff der Nowitschok-Reihe zu ermorden. All dies sei auf direkten Befehl Wladimir Putins erfolgt, behauptete der damalige britische Außenminister, Boris Johnson.

Wenn es stimmt, dass staatliche russische Organe den Mordanschlag auf Sergej Skripal planten und ausführten, dann ist ein logischer Zusammenhang zwischen Tatort, Tatwaffe, Opfer, Motiv und Täter und zu erwarten.

Tatort

Salisbury ist eine Kleinstadt mit circa 40.000 Einwohnern in Südengland, berühmt für ihre Kathedrale und das prähistorische Monument von Stonehenge. Die Stadt liegt am Rand der Salisbury Plains, einem dünn besiedelten Gebiet mit einigen der wichtigsten Truppenübungsplätze der britischen Streitkräfte: Orte wie Larkhill, Bulford, Tidworth, Middle Wallop und andere sind Angehörigen der Britischen Armee wohl vertraut. In der Gegend wimmelt es von britischem Militär. In dieser Region liegt auch, circa sieben Kilometer nord-nordwestlich von Salisbury gelegen, das britische Chemiewaffenlabor (Defence Science and Technology Laboratory DSTL) in Porton Down.

Salisbury und die angrenzenden Salisbury Plains sind sicherlich ein Raum nachrichtendienstlichen Interesses für Russland – und ein Schwerpunkt der Spionageabwehr des Vereinigten Königreichs.

Tatwaffe: ein militärischer chemischer Kampfstoff neuer Generation

Bei den Kampfstoffen der Nowitschok-Reihe handelt es sich um militärische Nervengifte, die  während des Kalten Kriegs in der Sowjetunion unter der Tarnbezeichnung "FOLIANT" entwickelt worden waren. Damals sollen über 100 verschiedene Varianten entwickelt und getestet worden sein. Welche davon genau in Salisbury verwendet wurde, ist Gegenstand von Spekulationen. Prominent erwähnt wurden die Varianten A-230, A-232 und A-234. Das DSTL von Porton Down und die Referenzlabore der OPCW waren nicht fähig, die Herkunft des eingesetzten Kampfstoffs zu ermitteln.

Militärische Kampfstoffe sollen generell möglichst rasch wirken, damit der angegriffenen Truppe möglichst wenig Zeit für Gegenmaßnahmen verbleibt. Beim Einsatz von flüchtigen bzw. gasförmigen Kampfstoffen wird angestrebt, dass schlagartig eine Konzentration von Kampfstoff in der Luft entsteht, die sicherstellt, dass ein einziger ungeschützter Atemzug zum Tod führt. Verteidigungsstellungen von motorisierten Schützen oder anderen Infanterie-Einheiten in der Stärke Zug bis Kompanie sind Ziele für Angriffe mit chemischen Kampfstoffen. Solche Stellungen haben eine Ausdehnung von 200 x 200 bis 1000 x 1000 m. Der Kampfstoffeinsatz erfolgt also recht kleinräumig. Die Wirkung des Kampfstoffs soll aber auch zeitlich möglichst klar begrenzbar sein.

Sollen hingegen Einrichtungen der Führung, der Sicherstellung (Logistik), Flugplätze oder konzentrierte schwere Technik angegriffen werden, werden flüssige, dickflüssige oder gar geleeartige Kampfstoffe eingesetzt. Hier wird der Giftstoff über die Haut in den menschlichen Organismus aufgenommen. Sie sollen in weiche und poröse Materialien eindringen oder auch Metalle korrodieren, damit sie lange wirksam bleiben und permanent die Gefahr von Kontaktvergiftungen schaffen. Gerade diese Eigenschaft schafft Probleme, denn diese Kampfstoffe korrodieren auch Granaten, Bomben und andere Behälter, in denen sie gelagert werden, sodass innerhalb von Jahren die Gefahr entsteht, dass Kampfstoff in Lagerareale austritt. Deshalb wurden im kalten Krieg in West und Ost sogenannte binäre Kampfstoffe entwickelt, die aus zwei oder mehreren vergleichsweise unproblematischen Substanzen erst kurz vor dem Einsatz entstehen. 

Umwelteinflüsse spielen beim Einsatz von chemischen Kampfstoffen eine große Rolle: In der Vergangenheit scheiterten Kampfstoffeinsätze schon an zu starkem Wind, zu hohen oder tiefen Temperaturen, Regen oder sonstigen Umwelteinflüssen. Das Wetter in Salisbury am 4. März 2018 war trocken und kühl, mit Tiefsttemperaturen von 1º C nachts und Höchsttemperaturen von 16º C tagsüber. Beim verwendeten Kampfstoff soll es sich um einen recht stabilen Stoff gehandelt haben, der um die Mittagszeit, als die Skripals mit ihm in Berührung kamen, wohl seine volle Wirksamkeit entfaltete.

Die wirksamsten bekannten Kampfstoffe sind Nervengifte. Sie hemmen die Reiz-Übertragung zwischen den Nervenzellen, wodurch rasch der Tod durch Atemlähmung eintritt. Die Symptome von Nervengift Vergiftungen sind auffällig, um nicht zu sagen spektakulär. Außenstehenden werden der unkontrollierte Abfluss von Nasensekret, Speichel und der unkontrollierte Abgang von Harn und Stuhl auffallen. In einer späteren Phase sind krampfartiges Muskelzittern oder umgekehrt die totale Lähmung der Muskeln auffällige Symptome. Die tödliche Dosis für einen Menschen ist natürlich individuell verschieden, aber vereinfachend kann man festhalten, dass sie je nach Kampfstoff in den Bereichen Mikrogramm bis Milligramm liegt. Die Symptome von Nervengift-Vergiftungen sind Soldaten in der Regel bekannt und es ist davon auszugehen, dass auch Rettungskräfte in der Umgebung des britischen Chemiewaffenlabors DSTL von Porton Down darüber informiert waren.

Für den militärischen Einsatz wurden in der Vergangenheit große Mengen an chemischen Kampfstoffen produziert und eingesetzt. Zwecks Reduktion der Menge an Kampfstoff, die produziert, gelagert und transportiert werden muss, forderten militärische Stellen deshalb eine erhöhte Wirksamkeit der Kampfstoffe. Und schließlich sollen neuartige chemische Kampfstoffe möglichst schwierig nachzuweisen sein, damit Gegenmaßnahmen erschwert sind.

So kam es in den 1980er Jahren in der Sowjetunion zur Entwicklung der  Kampfstoffe der Nowitschok-Reihe. Über diese ist viel geschrieben worden. Die meisten Informationen beruhen auf den Angaben von Wil Mirsajanow, der in der Sowjetunion am Chemiewaffenprogramm mitarbeitete. In den 1990er Jahren betätigte er sich als Führer der Separatistenbewegung in Tatarstan, welche die Abspaltung der Teilrepublik von Russland betrieb. Nach seiner Ausreise in die USA gab Mirsajanow sein Wissen über die russische Chemiewaffenforschung in Buchform preis. Seine Angaben widersprechen aber streckenweise denen anderer Forscher wie Lew Fjodorow und Wladimir Ugljow. Insbesondere ist die Giftigkeit der erwähnten Kampfstoffe nicht ganz unumstritten. Es tauchten Zweifel auf, ob der gegen Sergej und Julija Skripal eingesetzte Kampfstoff wirklich so wirksam sei, wie von Mirsajanow behauptet.

Die Behauptung, Russland habe einen Kampfstoff entwickelt, der erst nach vier Stunden wirke, ist kritisch zu beurteilen, denn ein solcher Kampfstoff macht militärisch wenig Sinn und die Dauer vom ersten Kontakt mit dem Gift bis zum Eintreffen der ersten Vergiftungserscheinungen ist ganz wesentlich von der Art des Kontakts abhängig. 

Die Zeitspanne zwischen dem Kontakt mit dem Gift und dem Eintritt des Todes hängt von der Art des Kontakts ab. Atmet das Opfer Dampf oder Aerosole ein, dann treten die ersten Symptome nach Sekunden und der qualvolle Tod spätestens nach wenigen Minuten ein. Bei einer Aufnahme des Gifts über die Haut können maximal Stunden vergehen. Ist der Giftstoff aber einmal im Blutkreislauf, dann treten die Symptome sehr rasch auf. 

Generell ist festzuhalten, dass über die chemischen Kampfstoffe der Nowitschok-Reihe recht wenig Konkretes bekannt ist, außer dass sie extrem gefährlich sind. Das macht umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen nötig, die nach Einschätzung von Experten fast nur staatliche Labore ergreifen können. Offenbar wurde die Forschung mit diesen Stoffen nicht energisch fortgesetzt, sodass über das Verhalten des Kampfstoffs in der Umwelt eines Einsatzes, seine Wirksamkeit, die Dauer seiner Wirksamkeit, Gegenmittel und Therapien nicht viel bekannt ist. Das erschwerte die Rettungsbemühungen der britischen Behörden. In den USA soll es aber ein Patent für ein Gegenmittel gegeben haben. Ob dieses angewandt wurde, oder ob man die Skripals mit Unmengen der bekannten Gegenmittel wie Atropin, Obidoxin, Diazepam und anderen behandelte, darüber machen die britischen Behörden verständlicherweise keine konkreten Angaben.

Die britischen Behörden kamen zum Schluss, Sergej Skripal sei an der Türklinke seines Hauses mit dem Giftstoff in Kontakt gekommen. Hätte Sergej Skripal an jenem kühlen Morgen im März Handschuhe getragen, diese dann ausgezogen, bevor der Kampfstoff sie durchdringen konnte, und für längere Zeit weggelegt, dann wäre es möglicherweise lange Zeit nicht zu einer Vergiftung gekommen. Hätte Skripal aber am Kampfstoff an seiner Hand gerochen oder gar seine Lippen damit berührt, wäre die Wirkung möglicherweise sehr rasch eingetreten. Auf der Parkbank in Salisbury zeigten die Skripals gemäß den Angaben der Augenzeugen schon deutliche Anzeichen einer Nervengift-Vergiftung. Dass sie den Transport ins Krankenhaus überlebten, lässt in der Tat Zweifel an der Wirksamkeit des eingesetzten Gifts aufkommen. Damit bleibt eine wichtige Frage unbeantwortet: Ist der in Salisbury eingesetzte Kampfstoff nun wirklich so hochgiftig, wie behauptet oder wurde seine Wirksamkeit allenfalls durch äußere Umstände vermindert?

Forschung und Erprobung von Kampfstoffen

Die Sowjetunion testete verschiedene Kampfstoffe der Nowitschok-Reihe auf einem Versuchsgelände in Nukus, in Usbekistan. Nach dem Zerfall der Sowjetunion halfen die USA Usbekistan beim Abbruch der Chemiewaffenfabrik in Nukus und bei der Entsorgung der Überreste. Es wäre erstaunlich, wenn die Amerikaner damals nicht wenigstens Proben allfälliger Zwischen- und Zerfallsprodukte mitgenommen hätten, um Proben zur Hand zu haben, wenn Kampfstoffe aus Nukus später irgendwo auftauchen. Der deutsche Bundesnachrichtendienst will Proben des Kampfstoffs aus Nukus beschafft und anderen Staaten zur Verfügung gestellt haben.

Die spezifische Herstellungsweise eines Kampfstoffs in einem bestimmten Labor führt zu Verunreinigungen des Stoffs, die im Massenspektrometer erkannt werden können, Dadurch ist eine Identifikation des Herstellungsorts möglich. Chemische Kampfstoffe werden nämlich in der Regel identifiziert, indem eine Probe von einem Tatort mit Hilfe von Analysegeräten, allen voran Massenspektrometern, mit Proben bekannter Kampfstoffe verglichen wird. Das bedeutet: wer einen Kampfstoff nachweisen kann, muss auch Proben davon haben oder herstellen können. Das gibt natürlich keines der Labore gerne zu. Erklärungen, wonach die beteiligten OPCW-Referenzlabore den Kampfstoff von Salisbury ohne Proben von Nowitschok-Kampfstoffen nachgewiesen hätten, sind mit Vorsicht zu genießen. Solche Proben werden aber nur bei Bedarf hergestellt, denn die Bereitschaft, einen so gefährlichen Giftstoff herzustellen, für welchen kaum Gegenmittel und Therapien bekannt sind, ist bei allen Beteiligten verständlicherweise klein. Bei diesem Vorgehen stellt sich dann auch die Problematik der Kontrolle über diese Proben nicht. 

Die Behauptung, Russland betreibe kein Forschungsprogramm für Kampfstoffe der Nowitschok-Reihe ist wenig glaubwürdig. Im Gegenteil: Es wäre geradezu fahrlässig gewesen, nicht an solchen Kampfstoffen zu forschen, nachdem ihre Struktur und Herstellungsweise veröffentlicht worden waren. Deshalb überraschte die Aussage des tschechischen Präsidenten Miloš Zeman, wonach das staatliche tschechische Labor in der Lage sei, solche Giftstoffe herzustellen, eigentlich nur die "Neue Zürcher Zeitung". Das zeigt nur, dass die tschechische Republik diese Gefahr ernst nimmt.

Vielsagend ist auch, dass Vertreter des DSTL Porton Down im Widerspruch zu Aussagen von Boris Johnson erklärten, sie hätten die Herkunft des Kampfstoffs von Salisbury nicht nachweisen können. Bedeutet das, dass der Kampfstoff von Salisbury nicht in Nukus hergestellt wurde? Die Probe des BND könnte diese Frage klären. Damit kommen Hersteller von außerhalb der ehemaligen Sowjetunion in Betracht und der Kreis der Verdächtigen erweitert sich. Die Aufsätze von Mirsajanow und anderen zeigen aber, dass die Herstellung von Kampfstoffen der A-230er Reihe wohl etwas schwieriger ist, als das einfache Zusammenschütten zweier vergleichsweise harmloser Stoffe bei Normaldruck und Zimmertemperatur.

Menge des Kampfstoffs

Der Generaldirektor der OPCW, Ahmet Üzümcü, erklärte am 4. Mai 2018  in einem Interview, die Menge des beim Attentat in Salisbury eingesetzten Kampfstoffs sei erheblich grösser gewesen, als man zu Forschungszwecken brauche, nämlich 50 bis 100 ml. Wie er zu dieser Zahl kam, führte er nicht aus; möglicherweise ging er einfach davon aus, dass 100 ml die Höchstgrenze an Flüssigkeit ist, die ein Fluggast in seinem Handgepäck mitführen darf. Zum Zeitpunkt des Interviews hatte sich der zweite Vergiftungsfall in Amesbury noch gar nicht ereignet. Üzümcü konnte folglich gar nicht wissen, wie viel Kampfstoff nun wirklich im Spiel war.

Auch Üzümcü sollte wissen, was Forschung mit militärischen Chemiekampfstoffen konkret bedeutet. Das beginnt damit, dass Staaten stichprobenartig Schutzanzüge, Gasmasken, Filter und andere Schutzausrüstung nach der Anlieferung durch die Hersteller im Hinblick auf ihre Wirksamkeit testen. Bei Kampfstoffen für den flüssigen oder sesshaften Einsatz geht es insbesondere darum herauszufinden, in welcher Zeitspanne sie Schutzanzüge und Gasmasken durchdringen. Weiter geht es darum, möglichst einfache und kostengünstige Nachweismethoden zu entwickeln, mit deren Hilfe auch nicht-spezialisierte Wehrdienstleistende Kampfstoffe nachweisen können, wie zum Beispiel Nachweispapiere oder -geräte. Auch für die Entwicklung von Gegengiften oder Therapien nach einer Vergiftung sind Proben von Kampfstoffen notwendig.

Weit größere Mengen an Kampfstoff werden benötigt, wenn die Wirkung von Kampfstoffen in Feldversuchen getestet werden soll. Eine Artilleriegranate oder Fliegerbombe enthält schnell einmal mehrere Liter eines Kampfstoffs, der durch eine kleine Sprengladung möglichst gut verteilt werden soll. Im militärischen Einsatz werden große Mengen an Kampfstoffgranaten oder –bomben benötigt. Die Arsenale der Protagonisten im Kalten Krieg umfassten Tausende von Tonnen solcher Munition.

Zusammengefasst: Die Herstellung von Proben zur Erforschung chemischer Kampfstoffe ist eine Sache, die Herstellung mehrere Liter für einen Feldversuch eine andere und wiederum die Herstellung von Großmengen für den militärischen Einsatz eine völlig andere. Dafür dass Russland letzteres tut, gibt es bislang keinerlei Hinweise.

Transport der Waffe

Es ist nicht ganz so einfach, einen militärischen chemischen Kampfstoff in ein Parfumfläschchen zu verpacken und ihn in Obhut von zwei Geheimagenten per Flugzeug in ein anderes Land zu verbringen, wie zuweilen behauptet wurde. Dass chemische Kampfstoffe der Nowitschok-Reihe selbst für Spezialisten in staatlichen Laboren nicht einfach zu handhaben sind, zeigt der Fall des russischen Chemiker Andrei Schelesnjakow, der sich im Mai 1987 im Moskauer Staatlichen Forschungsinstitut für Organische Chemie und Technologie versehentlich selbst vergiftete. Die enorme Gefährlichkeit eines solchen Stoffs macht eine aufwändige Verpackung nötig, wenn der Attentäter nicht Gefahr laufen will, sich selbst und möglicherweise eine große Anzahl weiterer Menschen an einem Flughafen oder in einem Flugzeug tödlich zu vergiften. Handgepäck wird systematisch durchsucht und die Chance, dass ein Sicherheits- oder Zollbeamter das Fläschchen anschauen will, ist groß. Auch aufgegebenes Fluggepäck wird mittlerweile systematisch überprüft. Im Gegensatz dazu wird das Gepäck von Eisenbahnpassagieren kaum kontrolliert, und an der Schengen-Ostgrenze interessieren erfahrungsgemäß eher Alkohol und Zigaretten. Noch einfacher wäre es gewesen, einen Behälter mit Kampfstoff in einem Auto nach Großbritannien zu schmuggeln, denn die vollständige Durchsuchung eines Fahrzeugs ist eine aufwändige Maßnahme, die nur bei konkretem Verdacht vorgenommen wird. Mit einem Handelsschiff wäre es noch einfacher gewesen.

Es fällt schwer zu glauben, dass der russische Geheimdienst einen Stoff, der so gefährlich ist, dass er eigentlich nur in staatlichen Laboren mit aufwändigen Sicherheitsvorkehrungen hergestellt werden kann, einfach in ein Parfümfläschchen verpackte und in Obhut von zwei Aufklärungsoffizieren in einer Linienmaschine nach England entsandte, um in einer Garnisonsstadt einen ehemaligen Agenten zu ermorden.

In diesem Licht betrachtet wird der Folgevorfall von  Amesbuy interessant: Muss man davon ausgehen, dass die Täter das Parfumfläschchen mit dem hochgiftigen Nowitschok-Gift einfach in den Müll warfen, nachdem sie den Kampfstoff an die Klinke von Sergej Skripals Haus geschmiert hatten? Bei einem so leichtsinnigen Umgang mit dem Gift ist es eigentlich erstaunlich, dass sich die Attentäter nicht selbst vergifteten.

Giftmorde

Die Anforderungen an militärische chemische Kampfstoffe unterscheiden sich fundamental von Kampfstoffen, die als Massenvernichtungsmittel eingesetzt werden und wiederum von Giften, die bei einem Mordanschlag verwendet werden sollen.

Als Massenvernichtungsmittel eignen sich vergleichsweise einfache Kampfstoffe älteren Typs, denn die Zivilbevölkerung ist in der Regel weitgehend ungeschützt. Gebraucht wird bei so einem Verbrechen aber eine große Menge eines Giftes, denn es muss eine große Fläche vergiftet werden und nur ein kleiner Anteil des Gifts wird mit den Opfern in Kontakt kommen. Es können auch Giftstoffe aus der Industrie eingesetzt werden, wie Chlor, das in allen Anlagen zur Wasseraufbereitung in großen Mengen benötigt wird. Ein anderes Gift aus dem Arsenal der chemischen Kampfstoffe, Phosgen, wird in der chemischen Industrie in großen Mengen benötigt, unterliegt aber den Kontrollen der OPCW. Variationen von Pestiziden sind eine weitere Möglichkeit.

Ein Mörder hingegen möchte, dass das Gift seiner Wahl einfach zu beschaffen, zu transportieren und einzusetzen ist, dass es langsam wirkt, damit er rechtzeitig den Tatort verlassen kann und dass es unauffällig wirkt, sodass lange nicht erkannt wird, dass ein Giftmord vorliegt. Als der sowjetische KGB im Jahr 1959 den ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera in München ermorden ließ, geschah dies mit Blausäure. Die deutschen Behörden erkannten erst zwei Jahre später, dass Bandera vergiftet worden war. Als der bulgarische Geheimdienst am 7. September 1978 den bulgarischen Schriftsteller und Dissidenten Georgi Markow in London ermorden ließ, geschah dies mit einer kleinen, mit Rizin gefüllten Stahlkugel, die Markow mittels eines Regenschirms unter die Haut gestochen wurde. Die Kugel mit Rückständen des Gifts wurde erst bei der Obduktion der Leiche bemerkt. Zu diesem Zeitpunkt war der Mörder wohl schon über alle Berge. Im August 1978 scheiterte ein gleichartiges Attentat gegen den bulgarischen Dissidenten und Journalisten Wladimir Kostow in der Pariser Metro.

In der Diskussion blieb bislang ein anderer bekannter Fall einer Vergiftung mit Nervengift weitgehend unerwähnt: Im Jahr 1995 wurde der russische Geschäftsmann Iwan Kiwelidi durch ein Nervengift getötet, dass an den Telefonhörer in seinem Büro geschmiert worden war. Beim Versuch, telefonisch Hilfe anzufordern, vergiftete sich danach auch noch seine Sekretärin. Es stellte sich heraus, dass Kriminelle einen Mitarbeiter eines Chemiewaffenlabors und einen Angehörigen des FSB bestochen hatten, damit sie ihnen Watte-Bällchen mit dem Gift besorgten. Interessant wäre zu erfahren, ob der Fall damals unter internationaler Mitwirkung untersucht und ob der OPCW heute allenfalls Proben von damals zur Verfügung stehen. Falls ja, dann muss man davon ausgehen, dass der Kampfstoff von Salisbury ein anderer war und nicht in besagtem Chemiewaffen-Labor in Russland hergestellt wurde. Diente dieses Verbrechen eventuell als Vorbild für das Attentat auf Skripal? Gerade im Lichte dieses Falls ist jetzt mit der Möglichkeit zu rechnen, dass Kriminelle sich Zugang zu Proben militärischer chemischer Kampfstoffe verschaffen konnten, sei es aus staatlichen Labors, sei es aus nichtstaatlichen.

Mit anderen Worten: Die Wahl des Kampfstoffs selbst und dessen Einsatzform waren alles andere als eine Garantie für einen Erfolg des Attentats. Oder ging es gar nicht primär darum, Sergej Skripal zu töten?

Opfer

Sergej Skripal durchlief eine Ausbildung für den militärdiplomatischen Dienst. Verteidigungsattachés sind dem militärischen Nachrichtendienst ihres Landes zur Berichterstattung verpflichtet und wechseln im Verlauf ihrer Karriere in der Regel zwischen Einsätzen in Gastländern und in der Zentrale. Das ist völlig normal. 

Im Verlauf seiner Tätigkeit in der Zentrale des GRU soll er dem britischen Auslands- Nachrichtendienst ein vollständiges Verzeichnis aller GRU-Agenten übergeben haben. Dass er sich ein solches besorgen konnte, ist erstaunlich. Nach seiner Enttarnung und Verurteilung verbrachte Skripal vier Jahre in Lagerhaft und wurde dann gegen andere Agenten ausgetauscht. Als Abschreckung für potentielle Nachahmer würde das eigentlich reichen. Ob aus seinem Verrat anderen Mitarbeitern des GRU großer persönlicher Schaden entstand, ist unklar. Im Jahr 2016 soll er weiter nachrichtendienstlich tätig gewesen sein, unter anderem auch im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität in Spanien. 

Skripal lebte unter seinem richtigen Namen in Salisbury, seine Gewohnheiten waren aus den sozialen Netzwerken bekannt. Auch das ist bemerkenswert: nachrichtendienstliche Tätigkeit und Aktivitäten auf sozialen Netzwerken passen schlecht zusammen. Dadurch wurde Skripal zu einem sehr einfachen Ziel. Man muss sich dann schon fragen, weshalb der GRU zwei militärische Aufklärer nach Salisbury entsenden musste, um einen Mann auszuspionieren, der in sozialen Netzwerken freigiebig über sich berichtete. Skripal ergriff offenbar keine Maßnahmen zur Gewährleistung seiner persönlichen Sicherheit. Es kann einem Attentäter nicht schwer gefallen sein, sich ihm zu nähern.

Bemerkenswert ist auch der Zeitpunkt des Anschlags: ausgerechnet kurz nach der Ankunft seiner Tochter in Salisbury. Ging es darum, beide zu töten oder nahm die Täterschaft den Tod der Tochter einfach in Kauf, wie auch vieler Bewohner von Salisbury? 

Täterschaft

Auf der Basis von Angaben der britischen Polizei wollenBellingcatund eine russische Zeitung die Identität der Attentäter ermittelt haben: Es handelt sich angeblich um zwei Agenten des militärischen Nachrichtendienstes GRU (Glavnoe Razvedilvatelnoe Uprovlenie = Hauptverwaltung Aufklärung). Nun ist der Begriff eines Angehörigen des GRU ein weit gefasster. Im weitesten Sinne gehören alle Aufklärungseinheiten der russischen Armee, namentlich aber die Sonderoperationsbrigaden und -regimenter des Generalstabs in Moskau und der Militärbezirke (Voennyi Okrug), dazu. Das sind Sonder-Aufklärungseinheiten, die Aufklärung zugunsten der operativen Stufe betreiben sollen. Das kann gut und gerne einmal 200 km tief im gegnerischen Hinterland sein. Die beiden beschuldigten Offiziere waren solche Sonderaufklärer. Derartige Einheiten sind nichts Ungewöhnliches, die Streitkräfte der USA haben diverse solche Einheiten, Großbritannien hat das Special Air Service Regiment, Frankreich seine Dragons Parachutistes und Deutschland seine Fernspäher im Kommando Spezialkräfte. Sogar die österreichische Armee hat eine solche Einheit in Form des Jagdkommandos und die Schweiz mit dem Grenadierkommando. Über frühere und aktuelle Einsätze von Sonderaufklärern geben diese und andere Staaten in der Regel keine Auskünfte. Auch in dieser Hinsicht ist Russland keine Ausnahme. Die Speznaz des GRU sind überall dort im Einsatz, wo Konflikte in Gang sind, welche die Sicherheit Russlands bedrohen. Auf die Männer, die solch gefährliche Aufklärungs-Missionen ausführen, ist man in der russischen Armee stolz.

Das Abspringen oder Infiltrieren hinter feindliche Linien, das Überleben in der Isolation, das Beschaffen von Nachrichten über den Gegner und die erfolgreiche Rückkehr zu den eigenen Truppen verlangt eine Palette von Fähigkeiten, die wenig gemein hat mit den Fähigkeiten, die ein Attentäter haben muss, der sich unauffällig in einem fremden Land bewegen, in einem urbanen Umfeld ein Ziel aufklären, ein Attentat ausführen und dann wieder ausreisen soll.

Es ist auch nicht ganz so einfach, einen Agenten mit einem neuen Pass (mit neuem Namen) auszurüsten und ihn einfach von Russland nach Großbritannien zu entsenden, um dort ein Verbrechen zu begehen. Für russische Bürger besteht Visumpflicht und die Liste der beizubringenden Dokumente für ein Visum ist lang. Einem staatlichen Akteur wäre es ein leichtes, die benötigten Dokumente herzustellen. Erstaunlich ist aber, dass die britischen Behörden die Beilagen zum Visumantrag der beiden involvierten Offiziere nicht veröffentlichten.

Das unauffällige Einreisen und Bewegen ist auf dem Territorium des Vereinten Königreichs ebenfalls nicht ganz einfach: Lesemaschinen für biometrische Pässe, Kameras mit Software für Gesichtserkennung, Scanner für Mobiltelefone und andere technische Hilfsmittel, die an Häfen und Flughäfen installiert sind, sowie die hohe Dichte an Überwachungskameras in Großbritannien generell ermöglichen es den britischen Behörden, eine Person systematisch zu verfolgen. Eigentlich müsste die britische Polizei ein fast lückenloses Bewegungsprofil der beiden GRU-Offiziere erstellt haben. Ob diese die richtige Wahl für einen Mordanschlag in einem fremden Land waren, ist zu bezweifeln.

Fazit

Im Fünfeck von Opfer, Täter, Tatort, Tatwaffe und Motiv stimmt Einiges nicht zusammen. Wenn es dem Kreml wirklich darum gegangen wäre, gezielt Sergej Skripal zu töten, dann waren die Wahl der Täter, der Waffe, des Zeitpunkts der Tat und die Organisation der Operation unzweckmäßig. Es hätte andere Mittel und Methoden gegeben, Skripal zu töten und die Botschaft wäre in Geheimdienst-Kreisen trotzdem verständlich gewesen.

Unbestritten ist, dass Sergej Skripal und seine Tochter durch einen chemischen Kampfstoff der Nowitschok-Reihe vergiftet wurden, ebenso wie Dawn Sturgess und ihr Lebenspartner Charlie Rowley. Wer immer Sergej Skripal vergiftete, er hat den Tod vieler unbeteiligter Menschen in Südengland billigend in Kauf genommen, wie der tragische Tod von Dawn Sturgess Monate später zeigte. Die Empörung der britischen Behörden ist berechtigt, ebenso wie die große Sorge vieler europäischer Regierungen. Die Empörung wäre freilich glaubwürdiger, wenn sie auf Fakten basierte.

Klar ist, dass der Generaldirektor der OPCW, Ahmet Üzümcü und der damalige britische Außenminister Boris Johnson ungeprüfte Informationen zweifelhaften Wahrheitsgehalts verbreiteten. 

Die Behauptungen britischer Regierungsvertreter, der GRU oder Staatspräsident Putin persönlich hätten diesen Mordanschlag befohlen und organisiert, sind nicht schlüssig erwiesen und werden wohl auch unbeweisbar bleiben. Für das Blame Game im Informationskrieg mag das genügen. Das Thema ist aber zu ernst, als dass es einfach in einer Propagandaschlacht ausgeschlachtet und dann wieder ad acta gelegt werden sollte.  

Bei unvoreingenommener Betrachtung des Falls Skripal entsteht der Eindruck, dass hier bewusst deutliche Spuren nach Russland gelegt wurden. Der Mordanschlag selbst war eine Demonstration, dass Russland hochgradig gefährliche chemische Kampfstoffe besitzt und einzusetzen bereit ist. Daran kann Russland kein Interesse haben und man müsste sich fragen, weshalb Russland in diesem Bereich überhaupt Bemühungen um Geheimhaltung betreibt. Auch gäbe es andere Methoden, um dies zu demonstrieren. Ohne den Besitz militärisch relevanter Mengen von Kampfstoffen ist eine solche Demonstration gar kontraproduktiv und kann die Sicherheit Russlands gefährden.  

An der offiziellen und weit verbreiteten Version, wonach der GRU auf Befehl von W.W. Putin einen Mordanschlag mit einem Nowitschok-Kampfstoff verübte, sind Zweifel anzubringen. Gemäß dieser Version hätte ungeeignetes Personal einen Kampfstoff zweifelhafter Wirksamkeit auf ungeschickte Weise eingesetzt und dabei ein hohes Risiko für sich selbst und für den Erfolg der Mission in Kauf genommen. Das alles klingt nicht nach professioneller Vorbereitung und Durchführung, die man einem Dienst wie dem GRU eigentlich zutrauen sollte.

Für die Zukunft muss man sich die Frage stellen, ob der Mordanschlag von Salisbury ein Einzelereignis darstellt, oder ob man weitere solche Vorfälle befürchten muss. Die enorme Gefährlichkeit moderner chemischer Kampfstoffe zwingt zu Ermittlungen in allen Richtungen – nicht nur der russischen – selbst wenn die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung als tief eingeschätzt wird.

Die Skripal-Affäre belastete die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Russland weiter und ereignete sich zu einer Zeit, als Russland in Syrien intervenierte und beiden Konfliktparteien in diesem Krieg der Einsatz von Chlor gegen die Zivilbevölkerung vorgeworfen wurde. Da stellt sich die Frage, wem dies nützte und ob unter anderem mit dem Giftanschlag in Salisbury eine Argumentationskette für eine erweiterte Intervention des Westens in Syrien geschaffen werden sollte. Oder sollte allenfalls die Anti-Russland-Front in Bezug auf den Konflikt in der Ukraine aufrechterhalten werden?

Wenn letzteres der Fall war, dann besteht durchaus die Möglichkeit dass weitere europäische Länder mit ähnlichen Methoden "auf Kurs" gehalten werden sollen. In wenigen Monaten wird die umstrittene Erdgasleitung „North-Stream 2" fertig gestellt werden. Wäre sie quasi in letzter Minute durch ein spektakuläres Ereignis analog demjenigen von Salisbury zu verhindern?

Tags: Skripal, Nowitschok, Salisbury, Nervengift, GRU, England, World Economy, Rudolf Guljaew  

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Quellen:

1. https://www.independent.co.uk/news/uk/crime/novichok-amesbury-perfume-bottle-salisbury-poisoning-charlie-rowley-brother-dawn-sturgess-a8448831.html; https://www.independent.co.uk/news/uk/crime/salisbury-attack-novichok-bottle-perfume-sergei-skripal-russia-a9120576.html; https://www.independent.co.uk/news/uk/crime/amesbury-poisoning-latest-salisbury-novichok-nerve-agent-discarded-objects-public-health-england-a8432316.html.; https://web.archive.org/web/20180905015618/https://www.novayagazeta.ru/news/2018/09/04/144762-ozho-postradavshie-v-eymsberi-byli-otravleny-novichkom;

2. Vgl. International Journal of Molecular Sciences Review: Novichoks, The Dangerous Fourth Generation of

Chemical Weapons; https://www.mdpi.com/1422-0067/20/5/1222 und Inge Schuster: Nowitschok - Nervengift aus der Sicht eines Chemikers; http://scienceblog.at/nowitschok-nervengift-aus-der-sicht-eines-chemikers.

3. Über moderne Einsatzkonzepte von chemischen Waffen generell siehe: L. Huber, J. Bailey, A. Ochsenbein: ABC-Waffen: Einsatz und Schutz auf einem europäischen Gefechtsfeld. 1995. S. 16 – 21. Siehe auch Györgyi Vasarhelyi, Lazlo Földi: History of Russia's chemical weapons in AARMS, Bd. 6, No 1, S. 136-146.

4. Vgl. Beschreibung des chemischen Gefechtskopfs der 220 mm reaktiven Artillerie (Mehrfachraketenwerfer) "Uragan" bei: http://soviet-ammo.ucoz.ru/index/220_9n519/0-248

5.   https://roempp.thieme.de/roempp4.0/do/data/RD-02-01331.

6.   Wie zum Beispiel beim Einsatz von Xylylbromid durch deutsche Truppen gegen die Russen Ende Januar 1915 an der Ostfront bei Bolimów in Polen: Der Weltkrieg von 1914 bis 1918. Band 7: Die Operationen des Jahres 1915. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr. Mittler & Sohn, Berlin 1931, S. 166.

7. https://www.timeanddate.de/wetter/grossbritannien/salisbury/rueckblick?month=3&year=2018

8.   International Journal of Molecular Sciences Review: Novichoks, The Dangerous Fourth Generation of

Chemical Weapons; https://www.mdpi.com/1422-0067/20/5/1222

9.   Zum Beispiel im Ersten Weltkrieg durch die deutsche und die französische Armee: www.spiegel.de/spiegel/print/d-13531205.htmlhttps://www.welt.de/geschichte/article166639216/Der-Tod-kroch-aus-grossen-gelblichen-Pfuetzen.html; Produktion von Sarin in großem Umfang durch Polen: https://cen.acs.org/articles/94/i41/Nazi-origins-deadly-nerve-gases.html; Tabun: https://www.abendblatt.de/region/norddeutschland/article107486332/6000-Granaten-mit-Nervengift-vor-Helgoland-gesucht.html; Vgl. auch Volker Hartmann: Medizin im Gaskrieg. Vor 100 Jahren: Einsatz von Chlorgas bei Ypern. In: Wehrmedizinische Monatsschrift. Band 59, 2015, S. 159–163.

10.   Vgl. auch http://scienceblog.at/nowitschok-nervengift-aus-der-sicht-eines-chemikers

11.    Rob Hastings: „Boutique“ form of Novichok used in Skripal spy attack allowed Russian agents time to escape, inews.co.uk vom 8. April 2018

12.   Bei Dawn Sturgess traten die Symptome erst am anderen tag auf: https://www.independent.co.uk/news/uk/crime/amesbury-poisoning-latest-salisbury-novichok-nerve-agent-discarded-objects-public-health-england-a8432316.html

13.   Inge Schuster: Nowitschok - Nervengift aus der Sicht eines Chemikers; http://scienceblog.at/nowitschok-nervengift-aus-der-sicht-eines-chemikers.

14.   Zur Therapie: https://www.businessinsider.de/skripal-poisoning-yulia-skripal-neck-scar-hints-at-painful-recovery-2018-5?r=US&IR=T; Therapie bei VX Vergiftung: Klaus Aktories, Ulrich Förstermann, Franz Hofmann, Klaus Starke (Hrsg.): Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 11., überarb. Auflage. Elsevier, Urban & Fischer, München 2013, S. 1058. Interessant ist auch: https://wehrmed.de/article/2993-allosterische-modulation-nikotinischer-acetylcholinrezeptoren-eine-neue-therapieoption-fuer-die-behandlung-von-nervenkampfstoffvergiftungen.html.

15.   https://www.tagesschau.de/ausland/grossbritannien-spion-101.html; https://orf.at/v2/stories/2429340/2429341/

16.   BND beschaffte Probe von Nervengift Nowitschok. Der Spiegel online vom 16. Mai 2018; https://www.spiegel.de/politik/deutschland/nervengift-nowitschok-bnd-beschaffte-probe-in-den-neunzigerjahren-a-1208117.html

17.   Bei Dawn Sturgess traten die Symptome erst am anderen tag auf: https://www.independent.co.uk/news/uk/crime/amesbury-poisoning-latest-salisbury-novichok-nerve-agent-discarded-objects-public-health-england-a8432316.html

18.   H. Nagashima, T. Kondo, T. Nagoya, T. Ikeda, N. Kurimata, S. Unoke, Y. Seto: Identification of chemical warfareagents from vapor samples using a field-portable capillary gas chromatography/membrane-interfaced electronionization quadrupole mass spectrometry instrument with Tri-Bed concentrator. In: J Chromatogr A. 1406, 7. Aug 2015, S. 279–290. Am Beispiel von VX: S. J. Stubbs, R. W. Read: Liquid chromatography tandem mass spectrometry applied to quantitation of the organophosphorus nerve agent VX in microdialysates from blood probes. In: J Chromatogr B Analyt Technol Biomed Life Sci. 878(17-18), 15. Mai 2010, S. 1253–1256.

19.    https://www.nzz.ch/international/weshalb-der-russische-doppelagent-skripal-kaum-mit-nowitschok-aus-tschechien-vergiftet-wurde-ld.1383153; Vgl. auch http://scienceblog.at/nowitschok-nervengift-aus-der-sicht-eines-chemikers.

20.   Informationskrieg in: Der Spiegel, Nr. 15 / 7. 4. 2018, S. 22ff.

21.   I  Nocola Slawson: Skripals poisoned by novichok dose of up to 100g, watchdog says; https://www.theguardian.com/uk-news/2018/may/04/skripals-poisoned-by-novichok-

22.   Vgl. Jan Leppert;  Schnelle Detektion luftgetragener chemischer Kampfstoffe mittels TD-GC-MS; Dissertation, Universität Bonn, 2014.

23.   Von VX hatten die USA 4500 Tonnen VX und die UdSSR ca. 15200 Tonnen RVX am Lager. Siehe Labor Spiez: Factsheet VX https://www.labor-spiez.ch/pdf/de/dok/fas/fs-vx_d.pdf

24.   Nocola Slawson: Skripals poisoned by novichok dose of up to 100g, watchdog says; https://www.theguardian.com/uk-news/2018/may/04/skripals-poisoned-by-novichok-i.

25.   Tucker, War of Nerves, 2006, S. 273–274.

26.   Mit Chlor gab es in der Vergangenheit häufig Unfälle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/schwimmbad-berlin-buch-drei-verletzte-bei-chlorgasunfall/20433134.html; https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/markt-indersdorf-chlorgas-unfall-im-wellnessbad-17-verletzte-1.1135880; Vgl. Vorwürfe an die syrische Regierung und die Rebellen betreffend Einsatz von Chlor in Syrien: https://orf.at/v2/stories/2231269; https://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-assad-verantwortet-chlorgas-angriffe-laut-human-rights-watch-a-969130.html

27.    Vgl. den Einsatz von Giftgas durch das irakische Regime gegen die Bevölkerung von Halabja (Irak) 1988:  http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/010/1701022.pdf und denjenigen gegen Sardasht (Iran) 1987: Dilip Hiro: The Longest War. The Iran-Iraq Military Conflict. New York 1991, S. 185. Ferner den Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn von 1995: Pangi, Robyn (2002): "Consequence Management in the 1995 Sarin Attacks on the Japanese Subway System," Studies in Conflict and Terrorism 25(6): 421-448, S. 424.

28.   https://www.politico.com/magazine/story/2017/01/kgb-defection-bogdan-stashinsky-ukrainian-nationalist-soviet-union-cold-war-spy-214592; vgl auch Christopher Andrew and Vasili Mitrokhin (1999). The Sword and the Shield: The Mitrokhin Archive and the Secret History of the KGB. Basic Books. p. 362 und Reinhard Gehlen (1972) The Service, World Publishing. p. 241, sowie https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43367666.html.

29.   https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13680605.html; http://edition.cnn.com/2003/WORLD/europe/01/07/terror.poison.bulgarian/; https://www.welt.de/politik/article2402104/Wie-Moskau-mit-vergiftetem-Regenschirm-mordete.html.

30.   https://www.euronews.com/2018/03/13/novichok-nerve-agents-were-used-in-1995-killing-ex-russian-agent-says; Christian Esch: Tödliche Tropfen im Telefonhörer, Spiegel Online, 25. März 2018: https://www.spiegel.de/politik/ausland/russischer-gift-erfinder-ugljow-toedliche-tropfen-im-telefonhoerer-a-1199699.html; https://www.independent.co.uk/news/world/murders-panic-russian-business-elite-1595409.html.

31.   Vgl. Focus Online: Vergifteter Doppelagent Skripal war bis 2017 für vier Geheimdienste tätig; https://www.focus.de/politik/ausland/er-enttarnte-russische-agenten-bericht-vergifteter-doppelagent-skripal-war-bis-2017-fuer-vier-geheimdienste-taetig_id_9672094.html. DW: Sergej Skripal lieferte Agenten ans Messer; https://www.dw.com/de/bericht-sergej-skripal-lieferte-agenten-ans-messer/a-45680527.

32.   Vgl. Focus Online: Vergifteter Doppelagent Skripal war bis 2017 für vier Geheimdienste tätig; https://www.focus.de/politik/ausland/er-enttarnte-russische-agenten-bericht-vergifteter-doppelagent-skripal-war-bis-2017-fuer-vier-geheimdienste-taetig_id_9672094.html. DW: Sergej Skripal lieferte Agenten ans Messer; https://www.dw.com/de/bericht-sergej-skripal-lieferte-agenten-ans-messer/a-45680527.

33. https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2018/09/20/skripal-suspects-confirmed-gru-operatives-prior-european-operations-disclosed/

34.   https://www.economist.com/britain/2018/09/06/britain-identifies-two-russians-as-suspects-in-the-skripal-poisoning; https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2018/09/26/skripal-suspect-boshirov-identified-gru-colonel-anatoliy-chepiga/