Von Willy Wimmer
Bestimmte Fragen stellen sich nun einmal wieder, auch wenn der Name der Stadt ein anderer ist. So hieß es am Vorabend des 1. September 1939 fragend: „Mourir pour Danzig?“ Die Frage war schon mit Versailles beantwortet, im modernen Sprachgebrauch „inkludiert“. Selbstverständlich durfte man für Danzig sterben und für den Rest des Globus nach den fein gesponnenen Konstruktionen In der Vertragseskalation auch. Keine Sorge also.
Man konnte es sich nicht aussuchen, nur die Tatsache als solche war gewiss. Jetzt brennt Paris wieder darauf, den Menschen mit dieser Frage zu kommen. Nicht für Danzig, aber für Kiev. Obwohl, man weiß ja nie. Die Frage trifft in doppelter Hinsicht aufgewühlte Menschen, wenigstens bei uns. Vielleicht nicht bei denen, die seit dreihundert Jahren global zündeln. Hier ist das deutsche Volk mehrheitlich kriegsunwillig.
Es mussten in der Berliner Kriegskoalition schon „demokratische Knebelungsgesetze“ her, um den Krieg gegen Russland à la Baerbock führen zu können. Jetzt macht auch noch der deutsche Bundeskanzler „auf Frieden“, ohne in der Sache etwas liefern zu können oder zu wollen. Da kommt ihm mit einer mörderischen „Blut-Grätsche“ die andere Säule der für Europa existentiellen französisch-deutschen Akkordanz in die Quere. Was gilt denn nun? „Mourir pour Kiev“, weil die „Möchtegern-Inkarnation des Kaisers“ französische Truppen an die Ostfront schicken will? Oder zieht Scholz in einem „politisch lichten Augenblick“ die Konsequenzen aus Hitler.
Ich werde nicht vergessen, wie man uns in Langley sagte, daß Russland als Konsequenz aus dem Wüten beider, von Napoleon und Hitler, rein defensiv in Europa unterwegs sei, rein zum Schutze von „Mütterchen Russland. Man muss kein Hellseher sein. Das französische „Mourir pour Kiev“ hat es in sich, die europäische Statik gründlich zu zerlegen und Fragen aufzuwerfen, die das Werk von de Gaulle und Adenauer in die geschichtliche Tonne treten werden. Bei Willy Brandt und Helmut Kohl hat man es in Berlin alleine geschafft.
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