Die Sanktionspolitik schnellstmöglich beenden

Dr. Norbert van Handel im Gespräch mit World Economy über Sanktionen gegen Russland und die Geldverschwendung der EU

WE: Wäre es nicht äußerst sinnvoll die Sanktionspolitik schnellstmöglich zu beenden und den russischen Markt wieder zu nutzen?
Dr. Norbert van Handel:
Ich halte es für eine ganz dringende Aufgabe. Insbesondere, weil jetzt die weltgrößte Freihandelszone in China und den fernöstlichen Staaten errichtet wurde, die immerhin ein Gesamt-Bruttoinlandsprodukt von 223 Billionen Euro hat und auf der anderen Seite, beispielsweise, das Bruttonationalprodukt der Europäischen Union nur bei 14 Billionen Euro liegt. Auf jeden Fall wäre es, wenn man sich die Landkarte anschaut und die eigene Stellung in der Welt bewahren wollte, jetzt dringend wichtig, das, was Putin einmal vorgeschlagen hat - nämlich eine zollfreie Zone zwischen Westeuropa bis Wladiwostok - auch umzusetzen. Die Russen haben ein Bruttonationalprodukt von unter zwei Billionen, aber insgesamt würde es zumindest die Position stärken. Denn Russland hat erstklassige Techniker und Wissenschaftler, hat Rohstoffe — Erdöl, Erdgas, spezielle Erden usw. — und braucht Nahrungsmittel. Daher ist es ganz ungeschickt, wenn man jetzt nicht stärker mit Russland zusammen geht und die ganzen Sanktionen nicht aufhebt.


WE: Ist es denkbar, dass diese Frage im Österreichischen Parlament auf die Tagesordnung kommt?
Dr. Norbert van Handel:
Ich halte das bei der derzeitigen Regierung nicht für möglich, weil Herr Kurz eine Art Schaukel-Politik betreibt. Auf der einen Seite vertritt er die nationalen Interessen, vor allem gegen die übertriebene Migration, aber auf der anderen Seite würde er sich in Europa bestimmt nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Das heißt aber nicht, dass es notwendig wäre.

WE: Die EU leistet an viele Länder finanzielle Hilfe, die nicht zur EU gehören, beispielsweise Georgien, Moldawien, aber auch die Ukraine. Ist es sinnvoll das Geld auch weiterhin zu gewähren, wenn es doch nur der Korruption anheim fällt? Gäbe es nicht bessere Wege diese Hilfen einzusetzen?
Dr. Norbert van Handel:
Ich glaube, dass diese Frage sehr gut mit einem „Ja“ zu beantworten ist. Die EU ist momentan in einem fürchterlichen Zustand. Es ist nicht möglich, so glaube ich, dass man zusätzlich Mittel für Länder, die nicht der EU angehören, dort verwendet. Man sollte jetzt eher die EU, auch finanziell, konsolidieren. Und speziell auch im Kaukasischen Raum, da denke ich jetzt an Berg Karabach, hat Putin im Wesentlichen Frieden geschaffen. Bedauerlicherweise ist ein relativ großes armenisches Stück an Aserbaidschan gefallen. Man kann das diplomatisch verstehen, weil Putin sich mit den Aserbaidschanern auch nicht in irgendeiner Form zerkriegen wollte. Aber ich glaube wirklich, dass die EU andere Sorgen hat als die Ukrainezu finanzieren, die kein EU-Land ist oder gar Georgien. Nein, das ist eine sehr schlechte Finanzpolitik.

WE: Herr Baron, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!

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