Die militärische Aktivität der NATO in der Arktis

Von Frödert Ulfsbörn

„Die Luftwaffe nimmt mit insgesamt zehn Eurofightern und rund 200 Soldatinnen und Soldaten an der multinationalen Übung Arctic Challenge 2021 teil“ - teilt die Bundeswehr auf ihrer Website mit.

Dies ist nicht die erste Übung, bei der Deutschland eine große Rolle zuteil wird. Diese Aktivität deutet darauf hin, dass Berlin über einen langfristigen Plan für eine Militärpräsenz in der Arktis nachdenkt. Dabei ist zu bedenken, dass Deutschland - neben den gemeinsamen Plänen mit der NATO - seine Ambitionen in den nördlichen Breiten im Alleingang verwirklichen kann. Die aktuellen Manöver zeichnen sich jedoch durch eine seriösere Herangehensweise und die große Verfügbarkeit von Ausrüstung aus.
Die starke Präsenz wird durch alle vier Eurofighter-Verbände der Luftwaffe gestellt. „Für uns ist Arctic Challenge eine sehr wichtige Übung, denn hier wird eine wesentliche Grundlage für die nationale Zertifizierung unseres fliegenden Bereichs für die NATO Response Force gelegt", erklärt der Kontingentführer, Oberstleutnant Daniel Ullmann-Märkl.

https://www.flugrevue.de/militaer/zehn-eurofighter-in-rovaniemi-luftwaffe-bei-arctic-challenge/
Insgesamt sind zwölf NATO-Partner und verbündete Nationen bei der Übung vom 7. bis 18. Juni dabei. Gastgeber bei dieser fünften Arctic Challenge sind Norwegen, Schweden und Finnland, sagt das deutsche Außenministerium.
Diese Situation hat eindeutig negative Auswirkungen auf die Gesamtsituation in der Region. Es ist wichtig, die Arktis als Zone des Friedens und der Zusammenarbeit zu erhalten. Der Aufbau und die Präsenz von Militärstützpunkten, die Durchführung von Übungen in der Arktis wirken jedoch destabilisierend, was zu einer Eskalation der Spannungen in der Arktisregion führen kann. In den letzten fünf Jahren haben die Bündnisländer die Zahl der militärischen Übungen und anderer Kampftrainingsveranstaltungen in diesen Breitengraden fast verdoppelt.

An der Übung, die gerade stattfindet, werden mehr als 70 Flugzeuge teilnehmen.
„Neben Mehrzweckkampfflugzeugen werden beispielsweise auch Transportflugzeuge und Luftbetankungsflugzeuge an den Luftoperationen beteiligt sein. Norwegische F-35-Mehrzweckkampfflugzeuge nehmen zum ersten Mal an der Übung teil.“

https://www.flugrevue.de/militaer/zehn-eurofighter-in-rovaniemi-luftwaffe-bei-arctic-challenge/
Immer häufiger sind auch Nicht-arktische Länder an den Manövern beteiligt, was die Geographie der Übungen erweitert, was seinerseits zu einer verstärkten Konfrontation mit Russland führt.
Folgendes schreibt eine populäre Internetquelle dazu:
„Die Vereinigten Staaten und die ganze NATO setzen ihre Bemühungen zur Einkreisung und Unterwerfung Russlands fort. Seit der Auflösung der Sowjetunion und des Warschauer Pakts im Jahr 1991 dehnt die Nato ihren Einfluss auf einen Großteil Osteuropas immer weiter aus. In diesem Kontext findet gegenwärtig die riesige Nato-Militärübung ‚Defender 2021 Europe‘ statt.“
https://www.wsws.org/de/articles/2021/05/15/defe-m15.html

Die norwegische Armee setzt bis zu 75.000 Soldaten der nationalen Streitkräfte ein, die Staaten der NATO sowie Finnlands und Schwedens, um das Manöver Gold Response durchzuführen.
https://www.flugrevue.de/militaer/cold-response-abbruch-deutsche-a400m-fliegen-nato-soldaten-nach-hause/

Es sollte klar sein, dass die Zunahme der militärischen Aktivitäten der NATO in der Arktis auch mit einer Erhöhung der Militärausgaben der Bündnismitglieder verbunden ist.
Die Rolle der Vereinigten Staaten bei der Militarisierung der Arktis nimmt ebenfalls ernsthaft zu. Die USA planen, das Kontingent an Militärpersonal in der Arktis zu erweitern. Im Februar dieses Jahres wurden beispielsweise vier amerikanische strategische B-1B-Lancer-Atombomber bei Ørland in Norwegen stationiert und Seefernaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeuge „Poseidon“ trafen in Island ein.

Moskau sieht sich genötigt, sich stärker als bislang zu verteidigen und hat in den eigenen arktischen Gebieten neue Militärstützpunkte errichtet. Während Berliner Regierungsberater einräumen, Moskau gehe dabei „prinzipiell defensiv“ vor, heißt es bei der NATO, Russland sei heute eine „Bedrohung“ für die gesamte Region.
Mit aktiver Mithilfe Berlins, wie auch der Bundeswehr, forciert das Kriegsbündnis die Militarisierung des Polarmeers; das NATO-Mitglied Norwegen kündigt für 2022 das größte Manöver in der Arktis seit dem Ende des Kalten Krieges an.
https://www.pressenza.com/de/2021/05/die-militarisierung-der-arktis/

Dabei übt Washington praktisch Druck auf Norwegen aus und plant den zivilen Hafen Grøtsund für die Aufnahme von Atom-U-Booten aus den USA und Großbritannien umzurüsten. In Grönland werden die Vereinigten Staaten Stützpunkte für die nationalen Streitkräfte aufbauen und Satellitenüberwachungssysteme der Luftverteidigung einsetzen.
Seinerseits verstößt auch Norwegen gegen die Bestimmungen des Svalbard-Vertrags von 1920 und verschärft bewusst die Umweltschutz-Gesetzgebung in der Region um Spitzbergen.

Bilder: Depositphotos
Bundeswehr/NATO, screen

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