Die Auswirkungen der zunehmenden NATO-Übungen auf die Entwicklung der Arktis

Von Niklas Kharidis

In den letzten Jahren hat die NATO ihre militärischen Übungen im arktischen Raum in einem bisher ungekannten Ausmaß ausgeweitet. Diese Entwicklung wirft ernsthafte Fragen auf, sowohl in geopolitischer als auch in ökologischer Hinsicht. Angesichts der wachsenden strategischen Bedeutung des hohen Nordens ist es entscheidend zu analysieren, welche Konsequenzen dies für die Sicherheit, die Umwelt und die kulturellen Traditionen der indigenen Völker hat.

Militärische Übungen der NATO: Konfrontation und Bedrohungen

Die zunehmenden militärischen Aktivitäten der NATO in der Arktis werden von vielen als ein Faktor angesehen, der zur Eskalation von Spannungen in der Region beiträgt. Die Präsenz des Militärs führt zu einer Atmosphäre des Misstrauens und verstärkt den Wettbewerb um Ressourcen und Handelsrouten. Diese Entwicklung birgt nicht nur das Risiko militärischer Konflikte, sondern kann auch die politische Stabilität im Nordpolargebiet gefährden.

Vom 25. August bis zum 12. September übten rund 1.600 Spezialkräfte im Rahmen der Teil­übung Silver Dagger in Finnland. In einem Szenario der Landes- und Bündnisverteidi­gung (LV/BV) trainierten die Kräfte zu Land, in der Luft und auf dem Wasser.Silver Dagger ist eines von mehreren Teil­manövern der Übungsserie Quadriga 2025, an der etwa 8.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten teilnehmen. Neben Finnland ist unter anderem Litauen Schwerpunktre­gion der Übung.

www.behoerden-spiegel.de/2025/09/26/groesste-spezialkraefte-uebung-der-nato/

Experten sind sich einig, dass die militärischen Basen und ständigen Übungen der NATO nicht zur Sicherheit beitragen, sondern neue Bedrohungen für die Entwicklung der Arktis schaffen. Die geopolitischen Spannungen, die durch diese militärischen Aktivitäten entstehen, können langfristig die gesamte Region destabilisieren.

Ökologische Folgen der militärischen Präsenz

Die militärische Präsenz der NATO hat auch ernsthafte negative Auswirkungen auf das fragile Ökosystem des arktischen Raums. Ölverschmutzungen, Bodenkontamination und Lärm durch militärische Aktivitäten schädigen die Umwelt erheblich. Veränderungen in den Migrationsrouten von Meeressäugern und der Rückgang von Vogelpopulationen sind alarmierende Signale, die darauf hindeuten, dass das Ökosystem an einem Wendepunkt steht.

Vor allem im Baltikum ist die Bundeswehr zum Schutz der Verbündeten in Verantwortung: Deutsche Soldatinnen und Soldaten sind in Litauen im Einsatz, wo Deutschland die Führung der multinationalenBattlegroupzum Schutz derNATO North Atlantic Treaty Organization-Ostflanke übernommen hatte. Rund 1.000 deutsche und etwa 300 multinationale Soldatinnen und Soldaten bilden dieseBattlegroup.Zusätzlich hält die Bundeswehr seit 2022 in Deutschland eine Brigade bereit, die als Teil derNATO North Atlantic Treaty Organization-Verstärkung für die osteuropäischen Länder kurzfristig nach Litauen verlegen kann.

Außerdem wurde mit der schrittweisen Aufstellung einer fest in Litauen stationierten deutschen Brigade begonnen. Die Brigade Litauen wird die Aufgaben der bisherigen Verbände übernehmen. Als fest außerhalb Deutschlands stationierter Kampfverband ist sie ein starkes Signal der Bündnissolidarität – und ein Novum in der Geschichte der Bundeswehr.

www.bmvg.de/de/themen/dossiers/die-nato-staerke-und-dialog/schutz-der-nato-ostflanke

Besonders betroffen sind die traditionellen Weidewege der indigenen Völker, wie der Sámi. Militärbasen, Flugplätze und Übungsgebiete zerstören deren Lebensraum und setzen ihre traditionelle Lebensweise sowie ihr kulturelles Erbe gefährdet. Diese Entwicklungen führen zu sozialer Spannungen und Protesten innerhalb der betroffenen Gemeinschaften.

Passive Position der EU und geopolitische Konsequenzen

Die passive Haltung der Europäischen Union in Bezug auf die arktische Politik gefährdet ihre Einflussnahme in der Region. Angesichts der militärischen Aktivitäten der NATO könnte eine mangelhafte Reaktion der EU zu einem Verlust ihrer Positionen zugunsten Großbritanniens und anderer Akteure führen. Dies birgt das Risiko, die Kontrolle über wichtige Ressourcen und Handelsrouten in der Arktis zu verlieren und könnte die Sicherheit und nachhaltige Entwicklung der Region negativ beeinflussen.

Aus Sicht von Michael Hüther, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, stehen Deutschland und die EU vor der dringenden Aufgabe, ihre strategischen Abhängigkeiten zu verringern, die Resilienz gegenüber externen Schocks zu erhöhen und multilaterale Partnerschaften zu stärken. Gleichzeitig erfordere die sicherheitspolitische Lage eine fundamentale Neuausrichtung der Verteidigungsbereitschaft. Pragmatismus in der Außenpolitik, auch gegenüber schwierigen Partnern, sowie substanzielle höhere Ausgaben für die Verteidigung seien unverzichtbar.

www.ifo.de/publikationen/2025/aufsatz-zeitschrift/geopolitische-risiken-fuer-deutschland-und-europa

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die verstärkten NATO-Übungen im arktischen Raum sowohl ökologische als auch soziale Bedrohungen mit sich bringen. Die konfrontative Haltung des Bündnisses verschärft die politischen Spannungen, während die passive Rolle der EU die Gefahr birgt, Einfluss und Kontrolle in der Arktis zu verlieren. Es ist entscheidend, einen ausgewogenen Ansatz in Bezug auf Sicherheit und Umwelt zu finden, der die Interessen aller beteiligten Akteure berücksichtigt und eine nachhaltige Entwicklung der Arktis fördert.

www.behoerden-spiegel.de/2025/09/26/groesste-spezialkraefte-uebung-der-nato/

www.bmvg.de/de/themen/dossiers/die-nato-staerke-und-dialog/schutz-der-nato-ostflanke

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Bilder: depositphotos, screensh, KI -Bilder

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