Das Corona Virus im Informationskrieg – cui bono?

Von Rudolf  Guljaew

Natürlich sucht man in Lagen wie derjenigen nach Ausbruch der COVID-19 Seuche nach dem Prinzip des "cui bono" gerne denjenigen, der die Krise verursacht hat. Nicht immer ist aber der Verursacher einer Krise identisch mit dem Hauptprofiteur. Manchmal nutzen Leute und Institutionen einfach ein Ereignis zu ihren Gunsten. Manche tun das etwas geschickter, andere stellen sich etwas ungeschickter an. Es war zu erwarten, dass sich rund um den Ausbruch der COVID-19 Seuche Verschwörungstheorien ranken werden. Die Version des Einsatzes einer B-Waffe ist dabei der prominenteste Fall. Während die einen darin einen israelisch-zionistischen Anschlag vermuten, glauben andere, Bill Gates, George Soros oder andere steckten dahinter mit dem Ziel, bestimmte Staaten oder Organisationen zu destabilisieren[i]. Das Fehlen gesicherter Informationen zu bestimmten Teilbereichen lässt solchen Theorien Tür und Tor offen, und schafft gewieften Akteuren Möglichkeiten, das Informations-Vakuum aufzufüllen und zu ihren Gunsten auszunutzen. Unbestritten ist, dass der Ursprung der Kette von Infektionen, die sich mittlerweile über den gesamten Erdball ausbreitete, am Huanan-Seafood-Markt in Wuhan (China) zu suchen ist. Entgegen der irreführenden Bezeichnung wird dort offenbar weit mehr verkauft, als nur Fische und Meereslebewesen. Alles was irgendwie essbar ist, sei dort zum Verkauf und Verzehr angeboten worden. Dort sollen sich zum Ende des vergangenen Jahres die ersten Menschen von, zum Verzehr angebotenen Wildtieren angesteckt haben, als Folge der Mutation des Virus[ii]. Dafür wird wohl kaum jemand verantwortlich zu machen sein. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Krankheiten aus dem ost- beziehungsweise südostasiatischen Raum auf die ganze Welt ausbreiteten[iii]. Damit wird man leben müssen. Die Behörden der Stadt Wuhan und später die chinesische Regierung ergriffen rasch einschneidende Maßnahmen, um die Ausbreitung der Seuche einzudämmen, zumindest nicht schwächere, als sie jetzt mehrere europäische Länder ergriffen. China zeigte sich auch gegenüber Italien und Serbien als hilfreich, hilfreicher als manch anderes europäisches Land. Das könnte noch Folgen haben, wenn dann nach Ende der Krise das allgemeine Schulterklopfen beginnt. 

Etwas geschickter …

In Erwartung von Vorwürfen aus aller Welt haben sich die Chinesen schon einmal vorsorglich gewappnet: Nachdem noch kein "Patient Null" gefunden wurde, behaupteten die chinesischen Behörden, bei diesem könne es sich um einen Soldaten der US-amerikanischen Mannschaft handeln, die vom 18. bis 27. Oktober vergangenen Jahres an den World Military Games, an der Weltmeisterschaft der Militärsportler, teilnahm[iv]. Dass die US-Delegation besonders groß, aber wenig erfolgreich war, wird als Hinweis darauf gewertet, dass beileibe nicht alle Mitglieder der US-Mannschaft echte Sportler gewesen, sondern eigens nach Wuhan gereist seien, um dort einen Virus einzuschleppen. Nun zeigt ein Blick in die Resultate früherer World Military Games, dass es durchaus nicht außergewöhnlich ist, dass die US-Streitkräfte mit einer besonders großen Delegation anreisen. Und dass sie dabei – wie man umgangssprachlich sagt – keinen Blumentopf gewannen, ist auch nicht neu. Natürlich kann der militärische Nachrichtendienst der USA bestimmte Mitglieder der Delegation mit der Beschaffung militärisch relevanter Nachrichten in China beauftragt haben. Wenn dem so wäre, würde es aber auch nicht überraschen, wenn die Chinesen davon Wind bekommen hätten und uns in den nächsten Tagen und Wochen weitere Details aus der US-Delegation präsentieren. Dann muss man uns aber noch erklären, wie zwischen der Anwesenheit amerikanischer Soldaten in Wuhan und dem Ausbruch der Krankheit zwei Monate vergehen konnten, in denen keine Infektionen auftraten. Es sieht so aus, als hätten die Chinesen die Lektion aus dem Fall Salisbury/Skripal/Novichok gelernt: Es reicht, eine Behauptung in die Welt zu setzen und sie dann fleißig zu verbreiten. Beweise vorlegen muss man nicht. Auf der anderen Seite wird es den USA schwerfallen, zu beweisen, dass ihre Militär-Delegation damit nicht im Zusammenhang mit der COVID-19 Seuche steht, denn die Untersuchung rund um die ersten Opfer am Huanan-Seafood-Markt liegt in chinesischen Händen. Was die Chinesen wirklich wollen, wird aus der Forderung des Sprechers des Außenministeriums, Lijian Zhao, deutlich:

"When did patient zero begin in US? How many people are infected? What are the names of the hospitals? It might be US army who brought the epidemic to Wuhan. Be transparent! Make public your data! US owe us an explanation!"[v]Sie wollen, dass die Amerikaner Informationen über ihr B-Waffen Programm veröffentlichen. Da halfen Pressemeldungen, welche die Sicherheit US-amerikanische B-Waffenlabore hinterfragten[vi].

… und etwas weniger geschickt

Sehen wir einmal ab von den Scharen geschäftstüchtiger Zeitgenossen, die versuchen werden, uns mit Angeboten zur Verhinderung einer Ansteckung oder einem Wundermittel zur raschen Heilung das Geld aus der Tasche zu ziehen, und schauen uns ein paar Vorschläge für den Einsatz des Militärs zur Krisenbewältigung an[vii]: In Österreich wurde vor einigen Tagen die Forderung laut, die Kampfflugzeuge Eurofighter Typhoon des Bundesheeres müssten nun bei Bedarf die Einhaltung der Einschränkungen der österreichischen Regierung im Bereich Flugverkehr durchsetzen. Das kann nicht ernst gemeint sein, denn die Anwendung von Waffengewalt gegen ein voll besetztes Passagierflugzeug oder nur schon die Androhung wäre ein schwerster Verstoß gegen die Verhältnismäßigkeit und durch die, vom Corona-Virus ausgehende Gefahr nicht zu rechtfertigen. Sollte wider Erwarten eine Luftfahrtgesellschaft sich nicht kooperativ verhalten, dann wäre die Androhung einer zweiwöchigen Zwangsquarantäne für die Passagiere und der Beschlagnahme des Flugzeugs weit wirksamer als die unrealistische Drohung mit Abschuss. Auch die Durchsetzung des Ausgehverbots durch Soldaten wurde schon thematisiert. Hier gilt dasselbe wie in Bezug auf Passagierflugzeuge: Die Durchsetzung der Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Bürger mit Waffengewalt wäre ebenso unverhältnismäßig, rechtfertigt selbst die Anwendung körperlicher Zwangsmaßnahmen nicht. Dafür müsste schon erkennbar eine unmittelbare Gefahr vom betroffenen Bürger ausgehen. Die Erfahrung der Krisen-Reaktionsplanung im Zusammenhang mit der Pandemie H1N1 von 2009/10 – umgangssprachlich auch Schweinegrippe bezeichnet – zeigt, dass der Einsatz militärischen Sanitätspersonals nur bedingt möglich ist, denn dieses soll sich ja auf Kriegs- und Katastrophenmedizin mit den zu erwartenden typischen Verletzungen spezialisieren: Schuss-, Splitter- und Brandverletzungen. Solche treten in Friedenszeiten selten auf und das öffentliche Gesundheitswesen ist nicht bereit, große Summen in die Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal zu investieren. Die Ausbildung von Sanitätspersonal im Hinblick auf die Betreuung von Patienten mit hochansteckenden Krankheiten beansprucht mehrere Wochen.

Auch der Einsatz von militärischen Mitteln zur Gewährleistung der Versorgung der Bevölkerung mit den lebenswichtigen Gütern des täglichen Bedarfs hat seine Grenzen. Der fachgerechte Transport, die Lagerung und kontrollierte Verteilung solcher Güter ist praktisch nur über die Infrastruktur des Lebensmittelhandels – sprich Supermärkte – möglich.  Auch das zeigt die Erfahrung aus Vorsorgeplanungen im Bereich der Katastrophenhilfe. Zusammenfassend kann man festhalten, dass viele der gutgemeinten Vorschläge für den Einsatz von Militär zur Bewältigung der, durch das Corona-Virus verursachten Krise von übereifrigen Zeitgenossen stammen, die sich gerne profilieren möchten. Viel zweckmäßiger wäre es, Organisationen für den Bevölkerungsschutz aufzubauen, die in ähnlich gelagerten Krisenlagen Unterstützung bieten können. 

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[i]  https://astrologieklassisch.wordpress.com/2020/01/27/das-coronavirus-ist-patentiert-und-unter-der-nr-ep3172319a1-beim-europaeischen-patentamt-auf-das-pirbright-institut-eingetragen-dieses-institut-finanziert-bill-gates/; www.veteranstoday.com/2020/03/11/virus-outbreaks-are-israeli-bio-terrorism/

[ii]  https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html; www.scientificamerican.com/article/snakes-could-be-the-original-source-of-the-new-coronavirus-outbreak-in-china/; www.cidrap.umn.edu/news-perspective/2020/01/virologists-weigh-novel-coronavirus-chinas-outbreak; time.com/5770904/wuhan-coronavirus-wild-animals/. 

[iii]  Offenbar war das schon 1968 bei der Hongkong-Grippe A/H3N2 der Fall gewesen, ebenso wie 1977 bei der russischen Grippe AH1N1 und 2004 bei der Vogelgrippe H5N1

[iv]  https://www.veteranstoday.com/2020/03/16/china-us-brought-covid19-to-china-during-army-games-hid-disease-in-us-as-influenza/; Es war in der Vergangenheit oft nicht möglich, den "Patient Null" zu ermitteln. Vgl. www.bbc.com/future/article/20200221-coronavirus-the-harmful-hunt-for-covid-19s-patient-zero

[v] https://www.veteranstoday.com/2020/03/16/china-us-brought-covid19-to-china-during-army-games-hid-disease-in-us-as-influenza/.

[vi]  https://www.nytimes.com/2019/08/05/health/germs-fort-detrick-biohazard.html.

[vii]  https://www.krone.at/2118015.