Manche Dinge im Vatikan waren in den letzten Jahren erstaunlich und in der Dimension bislang nicht vorgekommen.

Beben, biblischen Ausmaßes

Beben, biblischen Ausmaßes

Am zweiten Tag der extrem auffallend verlaufenden "Münchner Sicherheitskonferenz“, dem 16. Februar 2019, war man schlecht beraten, die Meldungen aus Rom über den Rauswurf eines ehemaligen Kardinals und Erzbischofs aus dem Priesteramt zu überhören. Manche Dinge im Vatikan waren in den letzten Jahren erstaunlich und in der Dimension bislang nicht vorgekommen. Jedenfalls nicht zu Lebzeiten derjenigen, die sich mit dem Rücktritt eines Papstes auseinandersetzen mußten. Selbst diejenigen, die das erlebten, dürften gestern versteinert die Meldungen über den langjährigen „Hirten" von Washington, T. E. Mc Carrick, vernommen haben. Menschliche Erfahrung, wenn sie noch durch Kenntnis von Gepflogenheiten staatlicher Spitzenämter komplettiert werden, sagt in einem solchen Fall, daß es nach menschlichem Ermessen dabei nicht bleiben wird. Wohlgemerkt, nicht auf die fragliche Person bezogen, sondern auf alles das, was da noch kommen wird. Wird sich dieser Vorgang auf die Kirche in den Vereinigten Staaten eingegrenzt sehen oder sind die Kontinente so einbezogen, wie das in einer globalisierten Welt  angenommen werden kann? Wenn dem Papst Franziskus schon keine andere Möglichkeit bleibt, so vorzugehen, muß ein nüchterner Betrachter alle Optionen einbeziehen und eigentlich unbegrenzt denken. Es muß nicht soweit kommen, aber man sollte als Rheinländer immer an alles denken. Vor allem deshalb, weil derjenige, der mit dieser Entscheidung des Papstes Franziskus vor dem in dieser Woche beginnenden "Mißbrauchs-Gipfel" im Vatikan, im hohen Alter von 88 Jahren vor einen gigantischen Berg von persönlichem Unrat gestellt worden ist. Aber nicht nur aus diesem Grund, wie man an den Funktionen von Herrn Mc Carrick sehen kann.Er war dem Vernehmen nach die oberste Berater-Ebene für Papst Franziskus in Angelegenheiten aller Spitzenämter in der Weltkirche. 

Der Ex- Washingtoner Oberhirte entschied damit darüber, mit wem es die Welt in kirchlichen Spitzenämtern zu tun bekam. Dabei war er keine Hinterlassenschaft des aus Deutschland stammenden Papstes Benedikt XVI. Es war Papst Franziskus höchstselbst, der diese Besetzung für die entschiedenste Stelle in der Kirchenhierarchie vorgenommen hatte. Wenn der römische Gipfel in diesen Tagen sich zum Tribunal weiterentwickeln sollte, wird man sich Fragen der besonderen Art ausgesetzt sehen. Die Gläubigen, die in schwierigster weltpolitischer Zeit eigentlich einen Anspruch auf "Kirche als eine feste Burg" haben, müssen sich fragen, ob die Kirche in einer Weise von bestimmten Kräften gekapert worden ist, wie man sich das in der zweitausendjährigen Geschichte nicht vorzustellen fähig ist? Die jetzigen Vorgänge in der Spitze der Katholischen Kirche werfen erneut die Frage danach auf, was eigentlich der Grund für den Rücktritt des Papstes Benedikt XVI gewesen sein mag? Seinerzeit fiel vor dem Hintergrund der sehr erfolgreich betriebenen und weltweiten Friedensarbeit des Papstes Benedikt XVI auf, daß man zwar im Beijing, New Delhi und in Moskau den Papst Benedikt XVI als "Friedens-Schaffer" ansah, er im eigenen Lager als das aus Deutschland stammende größte Hindernis für den amerikanischen Weltherrschafts-Anspruch angesehen wurde. 

War es schon mit Papst Johannes Paul II für die Bushs und Cheneys dieser Welt schier unerträglich, wie dieser Papst ihnen geradezu in die Speichen griff, um den Irak-Krieg als die Wurzel fast allen Übels nicht stattfinden zu lassen, war man in Washington nicht bereit, einen Papst aus Deutschland "Frieden schaffen" zu sehen. Nun, es ändern sich die Zeiten. Allerdings verschaffen sich die Probleme dann einen Ausdruck, wenn es nicht mehr anders geht. So geschehen im katholischen Kosmos, wo sich in den letzten Jahren eine beachtliche Zahl von Publikationen von "treuen Söhnen der Kirche" mit dem Führungsstil des Papstes aus Buenos Aires beschäftigten. Die Welt sieht derzeit mehr oder weniger gekonnt zu, wie in Venezuela die Elite mit europäischen Wurzeln der Mehrheit das Recht auf Repräsentanz streitig macht. An Ort und Stelle gewinnt man den Eindruck, man hat es mit einem „Caudillo-Gehabe" bei denen zu zu, die der Mehrheit gegenüber stehen. Das kam, auf Papst Franziskus bezogen, in dem wohl drastischsten Buch in diesem Kontext durchaus zum Ausdruck. Der hochangesehene britische Historiker, Herr Henri Sire, brachte es ziemlich knapp auf den Buchmarkt, als er für sein tief-schürfendes Werk den Titel:"Der Diktator-Papst" unter die geneigten Leser brachte. Das trug ihm zwar den Rauswurf auf dem katholischen Maltheser-Orden ein, aber damit war Klarheit geschaffen. Es kommt also einiges zusammen, wenn man sich "die Woche" in Rom trifft. Ob man sich jemals fragen wird, was der Herr mit Wohlgefallen zu sehen bereit ist?

Willy Wimmer, Februar 2019 

Bilder: @worldeconomy @depositphotos

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