Arktische Patience

Von Frödert Ulfsbörn

Die Arktis wird allmählich zu einer Region, in der Interessen mehrerer Weltakteure zusammenlaufen, nicht nur der Länder, die direkt an die kalten Meere der Arktis angrenzen.
Natürlich haben zunächst einmal die Vereinigten Staaten, Russland und China wiederholt ihre Interessen angemeldet.
Mehrere Aspekte dominieren dabei - freie Schiffsfahrt, Rohstoffe, Ökologie und, natürlich, Sicherheitsfragen. Die öffentliche Debatte über die Sicherheit in der Arktis konzentriert sich auf mehrere Bereiche. Die Militarisierung der Arktis kann zu verstärkten globalen Spannungen und zur Schaffung neuer militärischer Kontaktpunkte zwischen der NATO und Russland führen.
Zunächst sprechen wir über die „nördliche“ Erweiterung der NATO mit möglicher Aufnahme Finnlands und Schwedens in die Allianz. Washington beabsichtigt damit, die militärischen Positionen der NATO in der Arktis zu stärken und die Präsenz amerikanischer Streitkräfte und alliierter Streitkräfte in hohen Breiten zu erhöhen. Der Schwerpunkt dieser Debatte liegt in erster Linie auf dem Verständnis der Beziehungen zu Russland, wenn beide oben genannten Länder Vollmitglieder des Bündnisses werden.
Die Amerikaner ordnen dem militärischen Potenzial Finnlands und Schwedens eine separate Bedeutung bei, die sich aus dem Kontext ihres geplanten NATO-Beitritts und des Aufbaus der Eisbrecherflotte ergibt.
Die USA versuchen im Eiltempo ein Programm für den Bau von Eisbrechern umzusetzen, das mit Mark-44-Artilleriekanonen ausgestattet sein wird. Die Kosten für die Installation von Eisbrecherwaffen betragen mindestens ein Drittel des Wertes des gebauten Schiffes, was etwa 800 Millionen Dollar entspricht. Washington drängt auch Kanada und Norwegen dazu, diesem Beispiel zu folgen und ihre eigenen Schiffe, die für den Betrieb in den

nördlichen Breiten geeignet sind, mit fortschrittlichen Offensivwaffen auszustatten. Die Versuche der USA, eine Spannungszone in der Arktis zu schaffen, führen zu einer Eskalation der Situation in der Region und erschweren die Aufgabe den Frieden und die internationale Zusammenarbeit in der Arktis aufrechtzuerhalten. Dies liegt nicht im Interesse der EU-Strategie, auch nicht im Bereich des Klimaschutzes.
„Ein großer Teil der vermeintlichen Erdölvorkommen in der Arktis wird in den ausschließlichen Wirtschaftszonen vermutet, diese erstrecken sich bis etwa 200 Seemeilen ab der Küste. Die arktischen Küstenstaaten – Russland, Norwegen, Dänemark, Kanada und die USA – haben alle Ansprüche übermittelt, ihre Grenzen über diese Zonen hinaus auszudehnen“, - schreibt Die Presse.

Joe Biden sagte sogar, dass der Klimawandel zu einem potenziellen Konflikt über Einflusszonen in der Arktis führen könnte. Im Jahr 2015 reichte Russland seine Ansprüche für einen Teil des Arktis-Gebiets am Nordpol ein. Übrigens, wurden diese Ansprüche basierend auf etablierten Rechtsnormen erhoben, da in den internationalen Abkommen keine separaten Rechte in der Arktis verankert sind.
Tatsächlich gibt es nur Rechtsgrundlagen für den Fischfang und für den Betrieb von Bohrinseln. Kanada widersetzte sich kategorisch Russlands Idee von seinen Rechten am Polarschelf. Gleichzeitig überprüfte Grönland seine Ansprüche auf einen Teil des Shelfs, die übrigens von Kanada ebenfalls abgelehnt wurden. Interessanterweise sagte die UNO, dass sie die Grenzen dieser Regionen nicht spalten und festlegen würde und die Staaten miteinander verhandeln sollten.
„Die Medien berichten gern von einem andauernden Wettlauf um arktische Ressourcen“, so Olav Schram Stokke, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Oslo, gegenüber der „Presse am Sonntag“, - „aber das stimmt nicht ganz. Dieser Wettlauf fand vor fast fünfzig Jahren statt, als Staaten das UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) aushandelten – und die Küstenstaaten gewannen“, - so der Wissenschaftler weiter.
Es sollte verstanden werden, dass die Entfernung zwischen NATO-Ländern und Russland in der Arktis um etwa 160 km geschrumpft ist. Dies schafft tatsächlich ein neues militärisch-strategisches Gleichgewicht in der Arktis, das die USA und NATO durch die Gewinnung neuer Mitglieder zu ändern versuchen.
Aus der Sicht der Interessen der Weltgemeinschaft kann diese kontraproduktive politische Linie nur zu verstärkten Spannungen und Konflikten führen - von kleinen - bis hin zu globalen. Man kann nur bedauern, dass der Arktische Rat auf Initiative einiger Staaten zu einem rein politischen Gremium geworden ist, an dem Russland de facto nicht mehr teilnimmt. Ist das nützlich für die friedliche Entwicklung der Arktis, den Klimaschutz und die Schifffahrt? Natürlich nicht. Die Weltgemeinschaft sollte nicht zulassen, dass die arktische Region zu einem Konflikt- oder sogar Kriegsgebiet wird.

"Die Arktis wird das künftige Schlachtfeld für die wirtschaftliche Vorherrschaft und den Besitz von natürlichen Ressourcen sein", sagte Rebekah Koffler, eine Geheimdienstanalystin (USA).

https://www.news.de/politik/856347714/wladimir-putin-eiskalt-fordert-arktis-droht-konflikt-mit-usa-china-nordpol-passage-schuert-kriegsangst-kreml-platziert-schon-atomwaffe/1/

https://esut.de/2022/07/meldungen/35487/russland-stellt-atom-u-boot-belgorod-in-dienst/

https://www.diepresse.com/6163497/wie-sich-die-wirtschaft-im-nicht-mehr-ewigen-eis-veraendert

https://esut.de/2022/06/fachbeitraege/35072/gast-kommentar-kompetenzzuwachs-fuer-die-nato-auch-in-der-arktis/

Bilder: depositphotos

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