Afghanistan

Willy Wimmer, Staatssekretär a.D.

Der Krieg in Afghanistan entsprach amerikanischer Überlegungen und hatte nur dem Namen nach mit dem „Krieg gegen den Terror“ zu tun. Der 11. September 2001 wurde als Auslöser für den Krieg gewählt und dies in der gleichen Weise seit der „Maine“ im Hafen von Havanna 1898, später die Lusitania oder Pearl Harbour. Von Präsident Putin über Kanzler Schröder bis Premier Sharon, alle hatten Präsident Bush vor den Anschlägen gewarnt.
Nichts geschah auf amerikanischer Seite, wie die Untersuchungsergebnisse zeigten. Die Täter kamen aus Saudi Arabien, aber man wollte nach Afghanistan. Jeder weiß, welche Charade über den NATO Bündnisfall bis zum Abzug geführt wurde, der UN-Charta zum Hohn. Wie bei der Landung 1943 auf Sizilien wurden vor dem US-Einmarsch in Afghanistan die Deals mit den Drogenbaronen geschlossen und der charismatische Afghanen-Führer Massoud ermordet, um den Wunschkandidaten Karzai installieren zu können. Es war Präsident Karzai, der mir 2008 davon berichtete, daß 2004 die Taliban den USA angeboten hatten, für immer die Waffen niederzulegen. Ein Angebot, daß die USA nach Aussage von Präsident Karzai abgelehnt haben. Zwischen dem Einmarsch 2001 und 2004 versank Afghanistan im Blut. Grauenhafter Ausdruck dafür waren die mit Menschen gefüllten Container, die in Shebergan mit Maschinengewehren zersiebt wurden. Die deutsche Generalbundesanwältin weigerte sich, die massenhafte Tötung von Hochzeitsgesellschaften durch US-Truppen strafrechtlich zu verfolgen. Dafür sorgten die US-Truppen durch militärisches Vorgehen im Rücken und ohne Information der deutschen Soldaten, das der durch die Bundeswehr beruhigte Norden wieder in Blut und Elend versankt. 59 deutsche Soldaten haben dafür ihr Leben lassen müssen, gut 12 Milliarden Euro wurden in den afghanischen Sand gesetzt. Profitiert haben einzig die Drogenbarone, deren Einkunft nach Ansicht der damaligen Bundesregierung für den Wirtschaftsaufbau wesentlich waren. Heute gibt es einen dramatischen Unterschied zu dem Abzug der Sowjetarmee aus Afghanistan. Man hat noch das Bild vor Augen, als mit wehender Fahne die Panzer über die Brücke von Termez fuhren. Zuvor hatte die Rote Armee dafür gesorgt, daß der von Tadschiken, Hasaras, Usbeken und iranischen Volksgruppen besiedelte Norden sich sicher fühlen konnte, weil das Nadelör im Zugang zum Norden, der Salang-Paß, durch Shah Massoud gehalten werden konnte. Die Amerikaner haben jetzt die Vorkehrungen dafür getroffen, daß die Paschtunen/Taliban an der Nordgrenze Afganistans stehen, um bei Gelegenheit das propherierende Usbekistan, das stromreiche Tadschikistan, ganz Zentralasien oder das von muslimischen Uiguren besiedelte chinesische Singkiang heimzusuchen. Amerika schafft erkennbar keine Befriedung, nirgends, aber Krieg und Leid überall. 

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